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US-Parteikonvent Hillary Clinton: Liebeserklärung von Bill Clinton

Von Melanie Reinsch 27.07.2016, 11:24
Der große Geschichtenerzähler: Bill Clinton
Der große Geschichtenerzähler: Bill Clinton GETTY IMAGES NORTH AMERICA

Berlin - Der Saal brummt: Männer stehen klatschend auf, Frauen schauen verzückt. Überall werden Plakate in die Luft gehalten. „Change Maker“ steht darauf.  „1971 habe ich ein Mädchen kennengelernt. Sie hatte dicke blonde Haare, eine große Brille“, sagt Bill Clinton lächelnd. Der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten spricht am Parteikonvent der Demokraten in Philadelphia, am Abend nachdem seine Ehefrau, Hillary Clinton,  zur Präsidentschaftskandidatin gekürt wurde. Eloquent, mit Humor und vielen Kunstpausen. Bill Clinton hat diese Art des Redens perfektioniert.

Es ist eine Liebeserklärung an seine Ehefrau – und gleichermaßen eine perfekt geschliffene Werberede für Hillary Clinton, die mitunter etwas skurril anmutet. Denn wo gab es das schon mal? Dass ein Ehemann, eine Rede auf seine Frau hält, um sie ins gleiche Amt zu heben, das er vor Jahren selbst innehatte.

Die beiden trafen sich zum ersten Mal  bei einem gemeinsamen Seminar, erzählt Clinton. Sie hätte ihn „magnetisiert“, durch ihre Stärke, durch ihre Selbstbeherrschung.  Er erzählt, wie er ihr immer wieder begegnet, sich aber nicht traut, sie anzusprechen. „Einmal wollte ich sie an der Schulter antippen, aber ich konnte es nicht.“ Dann trafen sie sich in der Bibliothek der Yale-Uni wieder. Da kam sie auf ihn zu, stellte sich vor: „Ich bin Hillary Rodham. Und wer bist du?“ Sprachlos sei er gewesen. „Können Sie sich das vorstellen? Ich?“ 

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Sie seien durch gute und durch schlechte Zeiten gegangen, durch Freude und durch Herzschmerz. Womöglich  eine Anspielung auf seine Affäre mit Monica Lewinsky?  An diesem Abend blendet das Publikum solche Negativ-Erinnerungen lieber aus und träumt sich in die überschwängliche  Liebeserklärung hinein.

 „Sie kennenlernen  zu dürfen, ist das größte Geschenk, das  sie mir gemacht hat“, sagt Clinton. Es klingt ein wenig pathetisch, aber das Publikum liebt diese Erzählung. Es applaudiert und schmachtet,  es ruft, es pfeift, es steht auf – bei jeder persönlichen Anekdote.

„Sie hat meine Augen zu einer neuen Welt geöffnet. Sie wusste schon früh, wie man Dinge besser macht“, spricht Clinton weiter über seine Gattin. Drei Mal hätte er um ihre Hand angehalten, bis sie endlich einwilligte: „Ich habe meine beste Freundin geheiratet“, auch nach vier Jahren des Kennens sei er immer noch überrascht gewesen, wie klug, stark und liebevoll sie sei.

Im dritten Anlauf

Der größte Moment seines Lebens war, als  1980 die gemeinsame Tochter Chelsea zur Welt kam. Auch sie ist an diesem Abend im Publikum, lächelt oft ein wenig verschämt ihren Vater, den großen Redner,  an.

„Wenn ihr dieses Land liebt, in dem ihr hart arbeitet, Steuern zahlt und Gesetze befolgt, wenn ihr Frieden und Amerika  liebt und Terror hasst, bleibt hier, helft uns zu gewinnen und lasst uns die Zukunft gemeinsam gestalten.  Hillary wird uns gemeinsam stark machen, sie hat ihr Leben dafür geopfert. Ich hoffe, ihr wählt sie“, sagt  Clinton zum Schluss.

Hillary Clinton hätte keinen besseren Wahlredner haben können.