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Georgien und Russland geben sich Schuld am Krieg

09.09.2008, 11:22

Moskau/Tiflis/dpa. - Auch nach dem von der EU vermittelten Friedensschluss geben sich Russland und Georgien weiterhin gegenseitig die Schuld am Ausbruch des Krieges im Südkauskasus.

Der georgische Präsident Michail Saakaschwili übergab der EU-Spitze nach eigenen Angaben «handfeste Beweise» dafür, dass sein Land den Krieg nicht begonnen habe. Georgien habe auf eine groß angelegte russische Invasion reagiert, sagte Saakaschwili in der Nacht zum Dienstag bei einem Treffen mit EU-Ratspräsident Nicolas Sarkozy in Tiflis. Der russische Außenminister Sergej Lawrow bezeichnete Saakaschwili als «Lügner».

Nach Angaben des russischen Generalstabs hat Moskau Dokumente, die belegen, dass Georgien bereits seit zwei Jahren eine Eroberung der abtrünnigen Regionen Abchasien und Südossetien geplant habe. «Wir haben außerdem eine Menge Material, das bestätigt, dass die US-Streitkräfte die Aggression mit vorbereitet haben», sagte der stellvertretende Generalstabschef Anatoli Nogowizin in einem Interview mit der Regierungszeitung «Rossijskaja Gaseta» (Dienstag). Mehr als 120 Mitarbeiter des Pentagons hätten sich seit langem mit dieser Arbeit in Tiflis beschäftigt.

«Die Russen haben angefangen. Sie sind auf klassische Art und Weise bei uns einmarschiert, wie das im 19. und 20. Jahrhundert üblich war - und leider auch jetzt im 21. Jahrhundert noch ist», sagte Saakaschwili nach Angaben georgischer Medien. Details zu den Beweisen nannte der georgische Präsident nicht. Saakaschwilis Darstellungen zum Hergang des Konflikts sind auch in Georgien stark umstritten.

Nach Darstellung Moskaus marschierten die russischen Truppen am 8. August in Südossetien erst ein, nachdem Georgien die südossetische Hauptstadt Zchinwali angegriffen hatte. Saakaschwili begrüßte den Vorschlag von Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier für eine internationale Untersuchung zum Beginn des Krieges, die bei der Klärung der Schuldfrage helfen soll. Saakaschwili warf Russland vor, der Vorwurf des «Völkermords» in Südossetien sei falsch. Gleichzeitig wies er Behauptungen zurück, er sei in eine Falle der Russen getappt.

In den Regionen vor Abchasien und Südossetien sollen künftig internationale Beobachter dafür sorgen, dass von georgischer Seite keine neue Militäroffensive ausgeht. Darauf hatten sich der französische Präsident Sarkozy und sein russischer Amtskollege Dmitri Medwedew am Montag geeinigt. Nach dem in Moskau vereinbarten Abkommen garantiert die EU, dass die georgische Seite künftig keine Gewalt anwendet. Sarkozy war im Anschluss an seinen Moskau-Besuch mit EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und EU-Chefdiplomat Javier Solana in Tiflis, um den mit Moskau ausgehandelten russischen Truppenabzug aus georgischem Kernland zu erörtern. Demnach will Moskau seine Soldaten innerhalb eines Monats aus Georgien abziehen.