Geiselnahme im Iran Geiselnahme im Iran: UN-Sicherheitsrat äußert lediglich große Besorgnis

London/New York/dpa. - Großbritannien hat im UN-Sicherheitsrat keine scharfe Reaktion im Streit um die 15 im Iran festgehaltenen britischen Marinesoldaten erreichen können. Das höchste UN-Gremium äußertenach einer über vierstündigen, kontroversen Debatte amDonnerstagabend in New York lediglich «große Besorgnis» über dieKrise, verzichtete aber auf eine Verurteilung Irans. Auch dieFreilassung der Soldaten wurde nur vorsichtig und indirekt gefordert. Allerdings appellierten die 15 Ratsmitglieder an Teheran, der konsularischen Vertretung den Kontakt zu den Soldaten zu erlauben.
Der britische UN-Botschafter Emyr Jones Parry zeigte sichgleichwohl zufrieden, dass es zu einer gemeinsamen Linie gekommen war.
US-Außenministerin Condoleezza Rice sprach sich in der Krise umdie Marinesoldaten für Verhandlungen aus. «Es gibt eine MengeSpielraum für eine diplomatische Lösung», sagte Rice am Donnerstag. Zugleich rief sie die internationale Gemeinschaft auf, den Druck aufdie Regierung in Teheran aufrecht zu erhalten und zu verstärken. Diessei unter den gegebenen Umständen das beste Vorgehen.
Die Ministerin kritisierte den Iran scharf dafür, diefestgehaltenen Soldaten im Fernsehen zu zeigen. «Die Iraner tun sichselbst keinen Gefallen, wenn sie die Seeleute festhalten und sie imFernsehen vorführen», sagte Rice weiter.
Die einzige Frau unter den 15 festgehaltenen Soldaten, FayeTurney, hat unterdessen angeblich in einem neuen Brief den Rückzugder britischen Truppen aus dem Irak verlangt. Der britischeFernsehsender Sky News zeigte am Donnerstagabend einenhandgeschriebenen Text, der von der 26-Jährigen stammen soll. DerBrief wurde dem Sender von iranischer Seite zugespielt. Am Mittwochwar bereits ein anderes Schreiben veröffentlicht worden, das vonTurney stammen soll.
Der Iran hatte ursprünglich zugesagt, Turney bis Donnerstagabendfreizulassen. Wegen der Einschaltung des Sicherheitsrats durchGroßbritannien reagierte Teheran dann jedoch verärgert und zog dieZusage zurück. «Wir hatten beschlossen, die Frau freizulassen, aberangesichts des politischen Tamtams, das London veranstaltet, istdieser Beschluss vorläufig auf Eis gelegt», sagte der Sekretär desnationalen Sicherheitsrates, Ali Laridschani, im staatlichenFernsehen.
Großbritannien hatte erreichen wollen, dass der SicherheitsratTeheran verurteilt und die «sofortige» Freilassung der Soldatenfordert. Die 15 Mitglieder verständigten sich jedoch lediglichdarauf, einen Aufruf von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nach einer«baldigen Lösung des Problems, einschließlich der Freilassung derSoldaten» zu unterstützen. Das sei keine gute Stunde für denSicherheitsrat gewesen, kritisierte die amerikanische UN-VertreterinJackie Sanders.

