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«Friedensfachkraft» «Friedensfachkraft»: Als Entwicklungshelferin nach Ecuador

Von Petra Albers 07.06.2005, 06:25
Mirjam Mahler (Foto: dpa)
Mirjam Mahler (Foto: dpa) dpa

Hannover/dpa. - Die Wohnung ist gekündigt, die Möbel sindeingelagert und zwei Regentonnen voller persönlicher Dinge nimmt siemit: Mirjam Mahler aus Hannover fliegt nach Ecuador. Mindestens zweiJahre lang will die 34-Jährige dort als Entwicklungshelferinarbeiten. «Etwas Angst habe ich schon, aber vor allem freue ichmich», sagt sie.

Als «Friedensfachkraft» wird sie für den DeutschenEntwicklungsdienst (DED) eine Organisation beraten, die sich für dieStärkung der Rechte der Indios einsetzt. Die Menschen im Amazonas-Gebiet wehren sich gegen den Bau einer etwa 500 Kilometer langenErdölpipeline, die für Ecuador das volkswirtschaftlich wichtigsteInvestitionsprojekt ist. «Aber die verstärkte Öl-Förderung zerstörtgroße Teile des Regenwalds - und damit auch die Lebensgrundlage derIndios, die sich von Jagd und Fischfang ernähren», erläutert Mahler.Die ausgebildete Mediatorin soll unter anderem Wege zur friedlichenKonfliktlösung zeigen.

«Wir maßen es uns nie an, direkt zwischen den Parteien zuvermitteln», sagt DED-Sprecherin Maria Weitz. Stattdessenunterstützen die Friedensfachkräfte vor Ort Partnerorganisationen,deren Mitarbeiter dann diese Vermittlerrolle übernehmen. DieBundesregierung hatte den «Zivilen Friedensdienst» 1998 ins Lebengerufen, um im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit den gewaltfreienUmgang mit Konflikten zu fördern. Die Friedensfachkräfte des DEDunterstützen rund 40 Organisationen in 15 Ländern. Für die Projekteder sieben Mitarbeiter in Ecuador stellt das Bundesministerium fürwirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung 390 000 Euro zurVerfügung.

Mit einem neun Wochen dauernden Kurs ist Mahler auf ihre neueAufgabe vorbereitet worden. Auf dem Lehrplan standen etwaLandeskunde, Projektmanagement und interkulturelle Kommunikation. Wasgenau sie in Ecuador erwartet, weiß die zierliche blonde Frau nicht -Tagesmärsche durch den Urwald wird sie aber genauso machen müssen wieSchreibarbeiten im DED-Büro in der Hauptstadt Quito.

Den Traum ins Ausland zu gehen, hatte die Journalistin schonlange. «Als ich im vergangenen Jahr länger krank war, habe ichbeschlossen, dass ich das jetzt auch tatsächlich machen werde»,erzählt sie. Spanisch kann sie schon, die Indio-Sprache Quechua willsie vor Ort lernen. «Ich bin gespannt auf die Menschen dort und aufdas Land mit seiner Vielfalt - der Regenwald, die Küste, die Anden.»

In Ecuador, das mit 283 600 Quadratkilometern etwas größer ist alsdie alte Bundesrepublik Deutschland, leben etwa 12,4 MillionenMenschen. Die Wirtschaft ist stark exportabhängig, Erdöl macht mehrals 40 Prozent der gesamten Exporte aus. Deutschland und Italien sindinnerhalb der EU die wichtigsten Handelspartner. Nach Angaben desAuswärtigen Amtes hat das lateinamerikanische Land im Zuge derEntwicklungszusammenarbeit bisher insgesamt 530 Millionen Euro vonDeutschland erhalten, jedes Jahr werden Neuzusagen von etwa 10Millionen Euro erteilt.

Im 1,7 Millionen Einwohner zählenden Quito wird Mahler sich eineWohnung suchen. 100 Kilogramm Gepäck in zwei Regentonnen darf siemitnehmen. «Ich habe ganz viele Bücher eingepackt, dutzende Musik-CDshabe ich auf meinen Laptop gespielt», erzählt sie. Vermissen werdesie vor allem ihre Freunde: «Aber viele haben versprochen, mich zubesuchen.»