Fidschi-Inseln Fidschi-Inseln: «Das Militär hat die Regierung übernommen»

Wellington/Suva/dpa. - «Das Militär hat dieRegierung übernommen, verfügt über die exekutive Gewalt und führtdieses Land.» Es ist bereits der vierte Militärputsch auf derInselgruppe innerhalb der vergangenen 20 Jahre. Der australischePolizeichef der Fidschi-Inseln, Andrew Hughes, zweifelte jedoch amErfolg der Aktion, da der Armeechef im Volk keine Unterstützunggenieße. Der Staatsstreich wurde im Ausland verurteilt.
Bainimarama wirft Qarase vor, Spannungen zwischen derBevölkerungsmehrheit der Ureinwohner und der großen Minderheit derindischstämmigen Einwohner zu schüren. Der bisherige Regierungschefsei «unfähig, Entscheidungen zu treffen, die das Land retten».
Am Dienstag (Ortszeit) waren Soldaten ausgerückt, hatten das Hausdes Ministerpräsidenten in der Hauptstadt Suva umstellt undRegierungsgebäude abgeriegelt. Schwer bewaffnete Soldaten errichtetenStraßensperren und beschlagnahmten Dienstfahrzeuge der Minister.Qarase weigerte sich zunächst zurückzutreten. Nach Presseberichtenblieb der Sturz der Regierung bis in die Nacht unblutig. Rund 400 000Touristen besuchen jährlich die frühere britische Kolonie imSüdpazifik.
Als Übergangsregierungschef ernannte Bainimarama den pensioniertenArzt Jona Senilagakali. Er selbst werde übergangsweise die Funktiondes Staatsoberhauptes übernehmen, bevor er die Macht an denbisherigen Präsidenten Ratu Josefa Iloilo zurückgeben werde. DerArmeechef drängte alle Minister dazu, binnen eines Monatszurückzutreten. Die wichtigsten Medien des Landes stellten nachDrohungen des Militärs ihre Berichterstattung ein, darunter dieZeitungen «Fiji Times» und «Daily Post». Der Fernsehsender Fiji TVsetzte seine Nachrichtensendung am späten Abend aus.
Australien und Neuseeland verurteilten die Militäraktion undkündigten Sanktionen an. Die Europäische Union appellierte an dasMilitär der Inselgruppe, die Macht wieder der demokratisch gewähltenRegierung zu übergeben. Die finnische EU-Ratspräsidentschaft regte ineiner in Helsinki herausgegebenen Erklärung einen Dialog allerrelevanten Gruppen auf Fidschi an, um die politische Krise in demLand zu lösen.
Der australische Premierminister John Howard lehnte es ab,Soldaten auf die Inseln zu schicken. Neuseelands RegierungschefinHelen Clark warf dem Militär Fidschis «Mobbing, Einschüchterung undBedrohungen» vor. Australien, Neuseeland und Großbritannien riefenihre Bürger auf, dem vom Tourismus abhängigen Archipel fern zubleiben. Die britische Regierung kappte militärische Hilfe.Premierminister Tony Blair sagte, alle Parteien sollten dieSouveränität der gewählten Regierung anerkennen.
Bainimarama appellierte an die Fidschianer, Ruhe zu bewahren. Beider «Säuberungsaktion» werde kein Blut fließen. Bainimarama hatteseit Wochen gedroht, die Regierung zu stürzen. Qarase war nach demSturz des ersten indischstämmigen Ministerpräsidenten durch einenPutsch von Ureinwohnern 2000 ins Amt gekommen und hatte im Frühjahrdie Wahl gewonnen. Bainimaramas Zorn entzündete sich an dem PlanQarases, der selbst Ureinwohner ist, die zu lebenslanger Haftverurteilten Putschführer zu begnadigen.
Die Fidschi-Inseln liegen etwa 1800 Kilometer nördlich vonNeuseeland. Die Gruppe umfasst rund 320 Inseln. Etwa 55 Prozent der850 000 Fidschianer sind Ureinwohner, 40 Prozent indischstämmigeEinwanderer. Der 52-jährige Bainimarama steht seit mehr als sechsJahren an der Spitze der 3500 Mann starken Armee. 1987 hatte dasMilitär zwei Mal selbst geputscht, im Jahr 2000 hatte es dagegen denPutschversuch von Rebellen niedergeschlagen.
