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Feuer in Asylunterkunft Feuer in Asylunterkunft: Brand in geplanter Flüchtlingsunterkunft in Nauen war ein gezielter Anschlag

Von Andreas Kopietz 26.08.2015, 18:41
Polizei-Spürhunde suchten in der abgebrannten Turnhalle nach Spuren von Brandbeschleunigern. In der Halle sollten ab Anfang September etwa 100 Flüchtlinge vorübergehend einquartiert werden .
Polizei-Spürhunde suchten in der abgebrannten Turnhalle nach Spuren von Brandbeschleunigern. In der Halle sollten ab Anfang September etwa 100 Flüchtlinge vorübergehend einquartiert werden . dpa/Nestor Bachmann Lizenz

Der Verdacht eines Brandanschlages auf eine geplante Flüchtlingsunterkunft in Nauen hat sich bestätigt. „Die Polizei konnte vor Ort Spuren von Brandbeschleunigern feststellen“, teilte Brandenburgs Innenminister Karl-Heinz Schröter am Mittwoch mit. Auch der Einsatz eines Brandmittelspürhundes bestätigte diesen Befund. „Es handelt sich um einen gezielten Anschlag“, sagte Schröter. Die Ermittler schlossen am Mittwoch ihre Arbeit am Tatort ab und übergaben das Gelände wieder dem Landkreis.

Die Turnhalle, die bis Dezember als Notunterkunft für Flüchtlinge genutzt werden sollte, war in der Nacht zu Dienstag abgebrannt. Dort sollten ab September etwa 100 Asylsuchende untergebracht werden. Die Polizei bildete eine Sonderkommission von 40 Beamten, darunter Brandermittlern und Mitarbeitern des Staatsschutzes. Ein Bekennerschreiben zu dem Anschlag sei bislang nicht aufgetaucht, sagte eine Sprecherin der Polizei.

Proteste von der NPD gelenkt

Gegen die geplante Notunterkunft und ein in der Nähe geplantes Flüchtlingsheim gibt es seit Monaten Proteste. Der Widerstand gegen das Heim in Nauen organisiert sich unter anderem über die Facebookgruppe „Nein zum Heim in Nauen“. Sie wird laut Brandenburger Verfassungsschutz wie andere Facebookgruppen, die sich gegen Heime in der Umgebung richten, von der NPD gelenkt. NPD-Mitglieder seien sehr häufig auf den Demonstrationen zu sehen. „Sie stellen sogar ihr eigenes Equipment wie Lautsprecherwagen zur Verfügung“, sagt eine Behördensprecherin.

Der Brandenburger Verfassungsschutz beobachtet auch, wie Neonazis und NPD immer enger zusammenarbeiten. In Nauen und Umgebung haben sich schon vor Jahren Neonazis zu einer Gruppe namens „Freie Kräfte Neuruppin/Osthavelland“ (FKN) zusammengetan. Sie mobilisieren regelmäßig zu Demonstrationen und kooperieren mit der regionalen NPD, die in der Nauener Stadtverordnetenversammlung einen Sitz hat. Als im Februar eine Sitzung der Stadtverordnetenversammlung in Tumulten „besorgter Bürger“ unterging, waren unter den Störern sieben Aktivisten der FKN. Im März, April und Mai marschierten in Nauen rund 80?Neonazis auf, um gegen die geplante Unterkunft zu protestieren.