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Evangelischer Kirchentag Evangelischer Kirchentag: Schlussgottesdienst in Köln vor gut 100 000 Menschen

10.06.2007, 11:44

Köln/dpa. - Mit einem feierlichen Gottesdienst am Rheinufer vorgut 100 000 Menschen und einem Appell zum Dialog selbst mitTerroristen ist der 31. Evangelische Kirchentag in Köln am Sonntag zuEnde gegangen. Auch Taliban und Terroristen gehörten an denVerhandlungstisch, sagte Kirchentagspräsident Reinhard Höppner. «Nurwo auch mein Feind einen menschenwürdigen Platz hat, kann Friedenwerden.» Rund eine Million Besucher waren seit Mittwoch zu den 3000Veranstaltungen in die Domstadt gekommen. Im Mai 2009 richtet Bremenden nächste Evangelischen Kirchentag aus. Im kommenden Jahr istOsnabrück Schauplatz des Katholischen Kirchentags.

Die Themen des parallelen G8-Gipfels von Heiligendamm -Globalisierung, Klimawandel, Hilfe für die ärmsten Länder -bestimmten bis zum Schluss die Diskussionen des fünftägigenProtestantentreffens, das unter dem Motto «lebendig und kräftig undschärfer» stand. Mit einem «Ruf an den G8-Gipfel» hatte derKirchentag zur Achtung der Menschenwürde aufgerufen. Zudem nahmen dieThemen Stillstand bei der Ökumene und das teils angespannteVerhältnis des Christentums zum Islam breiten Raum ein. Bibelarbeitenwaren oft überlaufen, allein beim «Abend der Begegnung» zum Start desKirchentags waren 400 000 Menschen in der Innenstadt auf den Beinen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident HorstKöhler warnten am Samstag vor westlicher Überheblichkeit im Umgangmit afrikanischen Ländern. Zudem forderte Merkel weltweite sozialeund ökologische Mindeststandards, um die Globalisierung erfolgreichzu gestalten. «Wir können unmöglich Afrika mit unserer europäischenErfahrung etwas aufdrängen.» Köhler warb für ein partnerschaftlichesVerhältnis zwischen Europa und Afrika. Dabei seien neben den G8-Staaten auch die Welthandelsorganisation und die Weltbank gefordert.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal KarlLehmann, forderte Religionsfreiheit für Christen in islamischenLändern. Wenn in Europa repräsentative Moscheen gebaut werdenkönnten, «dann möchte ich in Saudi-Arabien Gottesdienst haltendürfen, ohne verhaftet zu werden», sagte der katholischeKirchenführer. Wirkliche Religionsfreiheit könne nur wechselseitigpraktiziert werden. Zuvor war die Evangelische Kirche in Deutschland(EKD) dem Vorwurf muslimischer Verbände entgegengetreten, siebeabsichtige beim Dialog mit dem Islam eine christliche Mission.

Ausgerechnet im katholisch geprägten Köln hat der DeutscheEvangelische Kirchentag nach den bilanzierenden Worten Höppners «eineneue Qualität von Begeisterung» erfahren. Gleichzeitig betonteHöppner, die Kirche müsse sich in Fragen der Globalisierung mehrGehör verschaffen. Der rheinische Präses Nikolaus Schneiders sagtemit Blick auf gewalttätige Proteste gegen den G8-Gipfel: «UnsereWaffen sind nicht Pflastersteine und Molotow-Cocktails, sondern daslebendige und verändernde Wort Gottes.» Die Pfarrerin MechthildWerner äußerte in ihrer Predigt während des Schlussgottesdienstesscharfe Kritik am G8-Gipfel. Die Milliardenhilfen für Afrika seien«besser als nichts, aber doch ein Almosen», sagte sie.

Bei einer Diskussion mit dem Friedensnobelpreisträger MuhammedYunus sagte Merkel, dass der G8-Gipfel nur «einer von ganz vielenSchritten» auf dem Weg zu einer gerechteren Weltwirtschaft gewesensei. «Wichtig ist doch: Kann ich aus vollem Herzen sagen, wir sindnach diesem Gipfel einen Schritt weiter, als wir es vorher waren? Daskann ich mit einem klaren "ja" beantworten.» Gleichzeitig sagte sie:«Wir müssen aufhören, so zu tun, als ob es "Erlösungsereignisse"gibt, die die Welt von einen Tag auf den anderen besser machen.»