Ernährung im Kommunismus Ernährung im Kommunismus: Riesen-Kaninchen für Nordkorea
Eberswalde/dpa. - «Dort sind sie zunächst in einem Museum untergebracht und können vonKindern gestreichelt werden», sagt Züchter Karl Szmolinsky ausEberswalde. Er selbst wird im April nach Nordkorea fliegen, umdie neue Zuchtanlage für die «Deutschen Riesen grau» zu begutachtenund Tipps zu geben. Die Tiere dieser laut Szmolinsky größtenKaninchenrasse weltweit liefern rund sieben Kilo Fleisch je Exemplar.
Auch in China sind die Mega-Kaninchen made in Brandenburggefragt, da sie laut Szmolinsky große Keulen und schmackhafteHinterläufe liefern. «Voraussichtlich noch im Januar sollen Tiere vonmir dorthin geflogen werden und auch gleich weitere nach Nordkorea»,sagt der 67-Jährige. Der frühere Berufskraftfahrer hat sich seit 1959der Kaninchenzucht verschrieben, seit 1964 kommt er nach eigenemBekunden von den «Deutsche Riesen grau» nicht mehr los. «Die Tieresind besonders pflegeleicht und fressen alles, was so kommt.» Dabeilegt Szmolinsky Wert darauf, dass seine Tiere nur natürliches Futterbekommen - Fischmehl sei tabu.
«Als "Kraftfutter" erhalten sie - drei Mal pro Woche - gedämpfteund dann gequetschte Kartoffelschalen mit Getreideschrot vermengt.»Während ein durchschnittliches Kaninchen laut Szmolinsky geradeeinmal vier Kilo auf die Waage bringt und 30 Zentimeter lang wird,kommen seine Tiere auf bis zu zehn Kilo und eine Länge von 74Zentimetern. Die Asiaten sind nach Darstellung des Züchters durch dieBerichterstattung über eine Landesrammlerschau im vergangenen Jahrauf die Riesen-Kaninchen aufmerksam geworden. «Für mich ist das einetolle Sache», freut sich Szmolinsky. Das große Geld verbirgt sichaber nicht hinter dem Geschäft - 80 Euro pro Tiere habe er kassiert.
«Ich will den Koreanern einfach helfen», sagt Szmolinsky, derjährlich etwa 80 Riesen züchtet, neuer Nachwuchs ist jüngstangekommen. Nach Angaben von Szmolinsky gibt es in Deutschland rund40 Kaninchenrassen, europaweit etwa 750. Rund 30 Züchter widmen sichin Deutschland den «Deutschen Riesen grau». Die grauen Tiere zeichnensich nach Auskunft von Szmolinsky auch durch ihr Fell aus, das zwargebürstet werden müsse, aber durch die Färbung nicht so empfindlichsei. «Deswegen haben sie immer ein schönes, glänzendes Fell.» Dasallerdings interessiert die Koreaner wohl eher weniger, denn siewollen das Fleisch.
Nach Angaben des Welternährungsprogramms (WFP) ist das Landdringend auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen. «Nordkorea kann seineBürger nicht ausreichend mit Lebensmitteln versorgen», hatte imvergangenen Oktober der Exekutivdirektor der UN-Organisation, JamesMorris, gesagt. Es gebe wenig kultivierbares Land und vielestrukturelle Probleme in der Agrarwirtschaft. «Lange Zeit versorgtenwir dort sechs bis sieben Millionen Menschen mit Lebensmitteln»,meinte Morris. Auf Wunsch der Regierung in Pjöngjang sei dasEngagement aber nun reduziert worden. Für die kommenden zwei Jahreseien Hilfen für 1,9 Millionen Menschen vorgesehen.