Ehelosigkeit Ehelosigkeit: Verheiratete Priester hoffen auf Wende beim Zölibat
Wiesbaden/dpa. - Die Sprecherin der deutschenBischofskonferenz, Martina Höhns, hält das allerdings fürunrealistisch: «Der Zölibat gehört konstitutiv zur katholischenKirche und steht nicht zur Disposition.»
Die Föderation berichtet, dass Joseph Ratzinger im Sommer 2004 -damals noch als Präfekt der Glaubenskongregation - amerikanischeBischöfe bei einem Rombesuch gefragt habe: «Was denken Ihre Leuteüber die Wiedereinführung der Tradition des verheiratetenPriesters?».
Schon die Frage selbst, auf die die Bischöfe bei dem internenTreffen im ersten Moment mit verblüfftem Schweigen reagiert habensollen, wertet die Vereinigung als Zeichen des Umdenkens. Damit habeder jetzige Papst nämlich selbst ausdrücklich darauf hingewiesen,dass Priester in der Urkirche vielfach verheiratet waren. Erst 1139hatte ein Konzil die Ehelosigkeit für Priester zur Pflicht gemachtund die Entlassung aus dem Klerikerstand nach der Hochzeitvorgeschrieben.
Mitglieder registrierten auch aufmerksam, dass Benedikt XVI. beimWeltjugendtag bei einem Auftritt vor 600 angehenden Priestern in Kölnden Zölibat mit keinem Wort erwähnte. Sein Vorgänger Johannes PaulII. hatte kaum eine Gelegenheit ausgelassen, gerade jungenGeistlichen diese Pficht einzuschärfen.
Die Föderation, die tausende zwangsweise aus dem Beruf geschiedeneverheiratete Priester weltweit umfasst, erwartet vor diesemHintergrund die Bischofssynode vom 2. bis 23. Oktober in Rom mitbesonderer Spannung. Bischöfe vor allem aus angelsächsischen Ländernwie der australische Bischof Gerard Hanna haben für die Synodeöffentlich Gesprächsbedarf über den Zölibat angemeldet. Der englischeBischof John Crowley erklärte sogar, das Sakrament der Ehe könne demSakrament der Priesterschaft eine besondere Dimension geben.
Die besondere Offenheit angelsächsischer Kirchenführer für dasThema ist verständlich: Sie leben und arbeiten in ihren Heimatländernmit der anglikanischen Kirche, in der Priesterehen erlaubt sind.Wünsche nach mehr Offenheit kommen aber auch aus Mittelamerika. Sohatte die mexikanische Bischofskonferenz kurz vor dem Konklave imFrühjahr mit der Forderung Schlagzeilen gemacht, neben der Papstwahlauch über eine Veränderung des Zölibats zu diskutieren.
Die Föderation verheirateter Priester begründet ihren Wunsch nichtzuletzt mit dem Neuen Testament, das an einer Stelle ausdrücklich vonPriestern als Ehemännern spricht. Sie setzt außerdem darauf, dass dervor allem in der westlichen Welt eklatante Nachwuchsmangel zu einemUmdenken der Kirche führen könnte. So reichen die 16 523 Priester(2003) in Papst Benedikts Heimatland Deutschland gerade einmal aus,um gut die Hälfte (54,1 Prozent) der Pfarreien mit einem eigenenPfarrer zu versorgen. Die Zahl neu aufgenommener Priesterkandidatensank laut Deutscher Bischofskonferenz von 456 im Jahr 1972 auf 210 imvergangenen Jahr.
Auf der anderen Seite stehen nach Schätzungen derPriesterföderation allein in Deutschland 3000 - 4000 Priester, dieihren Beruf nach einer Eheschließung aufgeben mussten - von dendeutlich mehr heimlich geführten Beziehungen von Pfarrern zu Frauenganz abgesehen. «Die laisierten Priester haben als Religionslehrer,Sozialarbeiter oder Altenpfleger weiter im Umfeld der Kirchegearbeitet und sie mitgestaltet. Man sollte ihnen den Weg zurücköffnen», sagt ein Mitglied der deutschen Föderation. Seinen Namenwill er lieber nicht nennen: Er fürchtet um seine aktuelleBeschäftigung.