"Drecksloch-Staaten" "Drecksloch-Staaten": Empörung über Trump - "Der Präsident ist ein Rassist"

Washington - Don Lemon redete nicht lange um den heißen Brei herum. „Willkommen bei CNN“, eröffnete der prominente schwarze Moderator am späten Donnerstagabend seine tägliche Polit-Talkshow: „Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika ist ein Rassist.“ Nach einer kurzen Pause setzte der Nachfahre französischer und afrikanischer Einwanderer zu einer ruhigen, aber gnadenlosen Abrechnung mit der „widerlichen Bemerkung“ von Donald Trump an: „So ist er. So denkt er. Ich würde gerne andere Wörter benutzen, aber wir sind im Fernsehen“, bremste sich der Journalist.
Nicht im Fernsehen, sondern hinter verschlossenen Türen im Weißen Haus hatte Donald Trump am Mittag seine Zunge deutlich weniger im Griff gehabt. Bei einem Treffen mit einer Gruppe republikanischer und demokratischer Senatoren und Kongressabgeordneter geriet der Präsident nach Teilnehmerangaben in Rage. „Warum lassen wir all diese Menschen aus Drecksloch-Staaten herkommen?“ wütete er mit Bezug auf Haiti, El Salvador und afrikanische Länder. Die USA sollten stattdessen mehr Menschen aus Ländern wie Norwegen aufnehmen: „Warum brauchen wir mehr Haitianer? Werft sie raus!“
Diesmal wohl zu viele Zeugen
So unglaublich die Entgleisung für den Präsidenten einer Einwanderernation klingt – es war kein einmaliger Ausrutscher. Kurz vor Weihnachten hatte die New York Times berichtet, dass Trump bei einem Kabinettstreffen im Juni erklärt habe, alle Haitianer hätten Aids und die Einwanderer aus Nigeria würden „nie mehr in ihre Hütten zurückgehen“. Damals hatte das Weiße Haus hart dementiert. Doch dieses Mal gab es wohl zu viele Zeugen. Erst ging Trumps Pressestelle stundenlang auf Tauchstation. Dann twitterte der Präsident persönlich. „Ich habe nie etwas Abfälliges über Haitianer gesagt, außer dass Haiti offensichtlich ein armes und notleidendes Land ist“, behauptete er.
Während die Vereinten Nationen, die Demokraten und auch einige Republikaner Trumps Äußerungen empört verurteilten, erhielt der Präsident von seiner rechten Basis offene Unterstützung. Wer am Donnerstagabend vom Nachrichtenkanal CNN auf den rechten Sender Fox umschaltete, konnte verfolgen, wie sich die Talkmasterin Laura Ingraham wild über die Demokraten ereiferte, die angeblich Drogenhändler und Mörder ins Land locken. Ihr Studiogast war die ultrarechte Kolumnistin Ann Coulter. Offenbar versuche Trump, sie als Unterstützerin zurückzugewinnen, frohlockte sie: „Aber er hätte nicht von Drecksloch-Ländern sprechen sollen. Ein bisschen Respekt sollte schon sein. Es sind Drecksloch-Nationen.“
Kein glaubwürdiger Beweis für Trumps mentale Stabilität
Während Rassisten und Ku-Klux-Klan-Anhänger nun Beifall klatschen, hat der Präsident eine Reihe von Problemen. Nicht nur protestierten Haiti und die Afrikanische Union empört. Auch drohen die Demokraten, ihre Zustimmung zur Anhebung des Ausgabendeckels im Etat zu verweigern. Damit droht dem Land Ende nächster Woche eine Haushaltssperre. Und einen glaubwürdigen Beweis seiner mentalen Stabilität hat der selbst ernannte „Genius“ Trump nach Einschätzung vieler Beobachter am Donnerstag auch nicht geliefert: Erst hatte er morgens irrtümlich das NSA-Spähprogramm bei Twitter kritisiert. Dann fabulierte er, er habe wahrscheinlich „eine sehr gute Beziehung“ zum nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un. Mittags verunglimpfte er Lateinamerikaner und Afrikaner. Und abends sagte er einen Besuch in Großbritannien ab, weil die dort von Obama gebaute Botschaft zu teuer gewesen sei.
Tatsächlich fiel die Entscheidung für den Neubau unter Obamas republikanischem Vorgänger George W. Bush. Doch Londons Bürgermeister Sadiq Khan freute sich trotzdem über das Fernbleiben des US-Präsidenten. London sei eine weltoffene, multikulturelle und tolerante Stadt, erklärte der Labour-Politiker mit britisch-pakistanischer Abstammung. Offenbar habe Trump verstanden, „dass er hier nicht willkommen ist“.