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Hamstern für den Notfall Diese Lebensmittel soll sich jeder für Notfälle anlegen

Von Julius Lukas 23.08.2016, 21:41
Das ist der Notvorrat, mit dem ein Mensch 14 Tage überleben soll.
Das ist der Notvorrat, mit dem ein Mensch 14 Tage überleben soll. Holger John

Halle (Saale) - Kurz vor der Kasse passiert es dann doch noch: Die Salami verabschiedet sich und kullert gemächlich vom Einkaufswagen auf den Supermarkt-Boden. Musste ja so kommen, bei dem Berg, der sich da in dem Metallkorb aufgetürmt hat.

Weit über 60 Produkte liegen darin. Es ist der Vorrat, den jeder Bürger in Deutschland für den Notfall zu Hause haben sollte. Auch die abgestürzte Dauerwurst gehört dazu. Sie wandert schnell zurück in den Wagen. Diesmal jedoch geschickter zwischen Küchentüchern, Rosinen und Kernseife eingeklemmt.

Die Waren, die den Einkaufswagen bis oben hin füllen, stehen auf einer Liste, die das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe entworfen hat. Vorratstabelle heißt sie, und die Produkte sind so zusammengestellt, dass ein Mensch 14 Tage davon leben kann.

Die Liste gibt es zwar schon lange, allerdings sorgt sie erst jetzt für reichlich Wirbel. Denn die Bundesregierung hat ein neues Zivilschutzkonzept ausgearbeitet, das am Mittwoch vorgestellt wird.

Darin steht auch, dass sich jeder Bürger einen Notvorrat zu Hause anlegen sollte - also die Waren, die von den Experten in der Tabelle zusammengetragen wurden. Doch gibt es wirklich Menschen, die nun ihre heimischen Speicher füllen? Überzieht die Kaufhallen des Landes nun eine Welle von Hamsterkäufern?

Den Notvorrat einkaufen: So soll man laut Bundesregierung hamstern

Ein Test vor Ort soll Aufklärung bringen. Es ist Dienstag, früher Nachmittag. Das Edeka-Center in der Merseburger Straße in Halle ist gut besucht. Konstant strömen Menschen in den Supermarkt. Vielleicht auf dem Weg zum Hamstereinkauf?

Ralf Gottfried ist da skeptisch. „Von Hamstereinkäufen haben wir hier noch nichts gemerkt“, sagt der stellvertretende Marktleiter. Allerdings ist er für den Ernstfall durchaus gerüstet. „Ich habe für die nächsten Tage vorsichtshalber mehr Konserven bestellt“, sagt Gottfried. „Damit die Regale gut gefüllt sind, falls sich Kunden doch Vorräte anlegen wollen.“

Konserven sind dabei ein gutes Stichwort. Denn auf der von der Bundesregierung empfohlene Einkaufsliste steckt fast alles in Glas oder Dose: Vom Spargel bis zur Leberwurst.

Beim Zickzack durch die Konservenregale kreuzt der Einkaufswagen einer älteren Frau den Weg. Auch dieser ist gut gefüllt. Hamsterkauf? „Nein“, sagt sie. „Das ist nur ein ganz normaler Wocheneinkauf.“ Ihr Blick schweift über die Notvorrat-Produkte. „So wirklich lecker kann man davon aber auch nicht kochen“, meint sie und zieht weiter.

Auch andere Kunden sind wenig überzeugt. Jemand, der wirklich gerade hamstert, ist nicht zu finden. Dafür aber viele Kritiker. 164,50 Euro kostete der Testeinkauf für eine Person. Die meisten im Supermarkt finden das zu teuer. Und ein junger Mann mit Vollbart hat noch einen ganz anderen Mangel ausgemacht. „Das Wichtigste fehlt doch auf der Produktliste“, sagt er. Was er meint? „Na, Bier zum Beispiel.“ Als Notvorrat scheint das nicht zu gelten. (mz)