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Deutsche-Deutsche Vergangenheit Deutsche-Deutsche Vergangenheit: Ex-Generäle der DDR-Grenztruppen schrieben ein Buch

12.08.2004, 13:57
An der Oberbaumbrücke in Berlin, wo früher die Spree die Grenze zwischen Ost (Friedrichshain) und West (Kreuzberg) bildete, präsentieren am Donnerstag (12. August 2004) der letzte Grenztruppenchef der DDR, Generaloberst a.D. Klaus-Dieter Baumgarten(l.), und der Grenztruppen-Oberst a.D. Peter Friedrich, der für den Grenzabschnitt in Mitte verantwortlich war, das Buch "Die Grenzen der DDR". (Foto: dpa)
An der Oberbaumbrücke in Berlin, wo früher die Spree die Grenze zwischen Ost (Friedrichshain) und West (Kreuzberg) bildete, präsentieren am Donnerstag (12. August 2004) der letzte Grenztruppenchef der DDR, Generaloberst a.D. Klaus-Dieter Baumgarten(l.), und der Grenztruppen-Oberst a.D. Peter Friedrich, der für den Grenzabschnitt in Mitte verantwortlich war, das Buch "Die Grenzen der DDR". (Foto: dpa) dpa

Berlin/dpa. - Der «DDR-Generaloberst a. D.» holte gleich zum großen Schlag aus. Der Diskriminierung und Kriminalisierung der einstigen politischen Führung müsse der Boden entzogen werden, sagteentschlossen der frühere Chef der DDR-Grenztruppen, Klaus-DieterBaumgarten, am Donnerstag bei der Vorstellung des Buches «Die Grenzen der DDR» in Berlin. Der Termin war nicht zufällig gewählt: Das Buch, in dem sich erstmals nach dem Fall der Grenze («antifaschistischer Schutzwall») die damalige Führung der DDR-Grenztruppen äußert, wurde zum 43. Jahrestag des Mauerbaus vorgestellt.

Der 73-jährige Baumgarten, wegen der Mauertoten zu sechseinhalbJahren Haft verurteilt und inzwischen begnadigt, sagte: «Wir haben mit Anstand, Würde und sauberen Händen unserem Staat gedient». Die aus seiner Sicht verzerrte Darstellung von DDR-Geschichte müsse gerade gerückt werden, begründete der Ex-Militär unter beifälligem Kopfnicken früherer Mitstreiter in der Nähe der einstigen Grenze an der Oberbaumbrücke.

«Unter dem Mantel der Aufarbeitung werden historische Faktenfalsch dargestellt.» Auch wenn er mit dem Vorwurf leben müsse, aus der Geschichte keine Lehren gezogen zu haben, so gelte doch:«Wahrheit bleibt Wahrheit», beharrte der Rentner. Peter Freitag, der an der DDR-Militärakademie unterrichtete, assistierte: Die Diskussion um die Vergangenheit müsste ohne Täter-Opfer Syndrom geführt werden.

Die 1600 Kilometer lange DDR-Staatsgrenze sei ein Erfordernis zum Erhalt des Friedens in Europa gewesen und habe dafür gesorgt, dass aus dem Kalten Krieg kein heißer wurde. Dazu gehörte auch der Einsatz von Minen, der von den Sowjets angeordnet worden sei, sagte ungerührt Ex-Grenzchef Baumgarten. «Das Element der Abschreckung war deutlichgekennzeichnet und nur für den eine Gefahr, der sich in Gefahrbegab.» Baumgarten bedauerte die Toten, sagte aber im gleichenAtemzug: «Jedes Vorkommnis an der Grenze führte zu Leid von Menschen und zu politischer Diskreditierung der DDR.»

«Es hat nie einen Schießbefehl gegeben», dozierte Baumgartenweiter. Schüsse auf DDR-Flüchtlinge seien die «absolute Ausnahme» gewesen. In seiner Amtszeit von 1979 bis 1990 seien 2905 Personen festgenommen worden. Nach seiner Rechnung gab es 17 Tote und 24 Verletzte. «Das war nicht gewollt, sondern besonderen Umständen geschuldet.» Den Angehörigen der Opfer gelte sein «aufrichtiges, tiefes Mitgefühl».

Fast zeitgleich stellte die Arbeitsgemeinschaft 13. August amDonnerstag neue Opferzahlen vor. Nach Recherchen des Vereins starben auf der Flucht oder im Zusammenhang mit dem DDR-Grenzregime insgesamt 1065 Menschen. Wer sich frei bewegen wollte, sei für die DDR-Führung ein Verbrecher gewesen, sagte Vereinschefin Alexandra Hildebrandt.