DDR-Vergangenheit DDR-Vergangenheit: CDU nimmt Merkels Vergangenheit gelassen

Berlin/DPA - In der neuerlichen Diskussion um ihre DDR- Vergangenheit hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) jegliche Verschleierung zurückgewiesen. „Was mir wichtig ist - ich habe da nie irgendetwas verheimlicht“, betonte Merkel. Allerdings lässt sie weiter offen, ob sie einst an der Akademie der Wissenschaften in Berlin FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda war. Bekannt ist, dass sie dort Kulturbeauftragte der FDJ (Freie Deutsche Jugend) war.
Die Freie Deutsche Jugend (FDJ) war die einzige staatlich anerkannte Jugendorganisation in der DDR. Gegründet wurde die FDJ am 7. März 1946. Ab dem 14. Lebensjahr konnten Jugendliche einen Aufnahmeantrag stellen. Äußerliches Erkennungszeichen war das Blauhemd mit gelben FDJ-Aufnäher. Offizielles Ziel war die Einführung der Jugend in den Marxismus-Leninismus und die Erziehung zum "klassenbewussten Sozialisten". Die FDJ mauserte sich im Laufe der DDR immer mehr zur Führungsreserve der SED. Die Generalsekretäre Erich Honecker und Egon Krenz waren zuvor erste Sekretäre des Zentralrates der FDJ. In der Bundesrepublik war die FDJ seit 1954 offiziell verboten.
Bei einer Veranstaltung der Deutschen Filmakademie in Berlin am Sonntagabend sagte die CDU-Vorsitzende: „Ich kann mich da nur auf meine Erinnerung stützen. (...) Wenn sich jetzt etwas anderes ergibt, kann man damit auch leben.“ Führende CDU-Politiker reagierten gelassen auf die neue Debatte über Merkels DDR-Vergangenheit, die durch ein neues Buch ausgelöst wurde.
In „Das erste Leben der Angela M.“ zitieren die Autoren Günther Lachmann („Welt“) und Ralf Georg Reuth („Bild“) einen früheren FDJ-Sekretär namens Gunter Walther mit den Worten: „Angela Merkel war Sekretärin für Agitation und Propaganda.“ Walther habe der gleichen FDJ-Gruppe angehört wie Merkel.
Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Montag in Berlin: „Die Bundeskanzlerin hat sich wiederholt und über Jahre hinweg in Büchern wie in Interviews zu ihrem Leben in der DDR geäußert. Sie hat Fragen dazu stets offen und stets auf der Basis ihrer ehrlichen Erinnerungen beantwortet. (...) All das steht für sich.“ Seibert antwortete auf die Frage, ob sich Merkel im Hinblick auf ihr Verhältnis zum DDR-Staat etwas vorzuwerfen habe.
Seibert verwies auf ein Interview-Buch des Journalisten Hugo Müller-Vogg von 2004. Darin sagte Merkel unter anderem: „Agitation und Propaganda? Ich kann mich nicht erinnern, in irgendeiner Weise agitiert zu haben. Ich war Kulturbeauftragte.“
Am Sonntagabend sagte die Kanzlerin: „Vielleicht habe ich auch andere Dinge nicht erzählt, weil man mich noch nie danach gefragt hat.“ Als Beispiele nannte sie eine Mitgliedschaft beim Freien Deutschen Gewerkschaftsbund FDGB sowie in der Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft.
Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner sagte: „Es ist immer interessant, was in Wahljahren plötzlich als große Enthüllung auftaucht und dann doch keine Enthüllung ist. (...) Auch Angela Merkel war ein junger Mensch.“ Hessens Ministerpräsident und CDU-Bundesvize Volker Bouffier sagte, er habe nichts Sensationelles entdeckt. „Aus meiner Sicht ist das eher sympathisch.“