"DDR nicht vergessen" "DDR-Diktatur darf nicht vergessen werden": Bundeskanzlerin Merkel zu Besuch im ehemaligen Stasi-Gefängnis

Berlin - Nach acht Jahren ist Angela Merkel am Freitag zurückgekehrt in die Gedenkstätte für Stasiopfer in Berlin-Hohenschönhausen. Nach dem Rundgang durch die bedrückende Anlage wird ein Statement von ihr erwartet. Sie mahnt, das DDR-Unrecht nicht zu vergessen. „Wir können nur eine gute Zukunft gestalten, wenn wir uns der Vergangenheit annehmen“, sagt die Kanzlerin. 2009, bei ihrem Besuch, klang es ganz ähnlich: „Es ist wichtig, dass dieses Kapitel der DDR-Diktatur nicht ausgeblendet und nicht vergessen wird“, erklärte sie damals.
Aber was soll sie auch sagen angesichts dieses Ortes der Unterdrückung, einer ehemaligen Großküche, die von den sowjetischen Machthabern 1945 erst einmal zu einem Speziallager für politische Gefangene umgebaut wurde. Die Staatssicherheit richtete dort dann später ihr zentrales Gefängnis ein. Von 1951 bis 1989 waren hier mehr als 11.000 Menschen eingesperrt, meist unter dem Verdacht staatsfeindlicher Aktivitäten.
Thema DDR-Unrecht noch nicht erledigt
Der Bund werde sich weiter engagieren, um die Erinnerung an solchen authentischen Orten wie Hohenschönhausen offen zu halten, verspricht Merkel. Die heutige Gedenkstätte soll bis zum Herbst 2019 für 8,8 Millionen Euro denkmalgerecht saniert werden. Dazu kommen neue Seminarräume für Jugendgruppen. Das Vorhaben wird vom Bund und dem Land Berlin finanziert. Auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters, die Merkel begleitet, unterstreicht den Willen der Bundesregierung, die Aufarbeitung der SED-Geschichte konsequent fortzusetzen.
Mit Blick auf den Mauerbau vom 13. August 1961, der sich am Sonntag zum 56. Mal jährt, sagt die Kanzlerin bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt nach dem Urlaub, es sei wichtig, sich kraftvoll für Demokratie und Freiheit einzusetzen sowie gegen Linksradikalismus zu arbeiten. Das könne nicht negiert werden. Zusammen mit dem früheren Häftling Arno Drefke legt sie am Gedenkstein für die Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft einen Kranz nieder.
Der Direktor der Gedenkstätte, Hubertus Knabe, nannte den Besuch der Kanzlerin ein Signal, dass das Thema DDR-Unrecht nicht erledigt sei. Es sei wichtig „für die Gedenkstätte, aber auch für die Opfer, dass wir da nicht einfach jetzt zur Tagesordnung übergehen wollen“, sagte er im Deutschlandfunk. „Wir haben ja immer wieder neue Generationen, die heranwachsen und die wir informieren wollen, was Kommunismus eigentlich bedeutet.“
Kein Wahlkampftermin für Merkel
Er hob die Bedeutung der Führungen durch ehemalige Gefangene hervor. „Und dann legt sich doch plötzlich diese Atmosphäre auf einen und nimmt einem doch ein bisschen den Atem, selbst wenn man 16, 17 Jahre alt ist und plötzlich in so einer Zelle steht und der alte Mann erzählt, wie er sich dort gefühlt hat. Das funktioniert jetzt noch.“
Er widersprach der Vermutung, dass es sich um einen Wahlkampftermin Merkels gehandelt habe. „Ich habe schon den Eindruck, dass sie sehr nah an dem Thema dran ist, sie ist ja auch befreundet mit vielen Bürgerrechtlern wie Wolf Biermann oder Freya Klier. Das ist für sie, im Gegensatz vielleicht zu manchem anderen Politiker, wirklich keine Angelegenheit, die ihr fremd ist.“