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Ministranten-Äußerung CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer schießt nicht nur mit Ministranten-Äußerung übers Ziel hinaus

Von Thomas Kröter 20.09.2016, 17:31
Ist diesmal vielleicht zu weit gegangen: CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer.
Ist diesmal vielleicht zu weit gegangen: CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer. AFP

Berlin - SPD und Grüne zum Schäumen zu bringen, gehört zum Aufgabenspektrum eines CSU-Generalsekretärs. Dass sich deren Fraktionschefs im bayerischen Landtag, Margarete Bause und Markus Rinderspacher seiner persönlich annehmen, und seine Ablösung fordern, kommt nicht alle Tage vor. Doch so recht kann sich Andreas Scheuer des Erfolges seiner Rotgrün-Reizung nicht freuen. Denn diesmal finden auch einige nicht unwichtige Herren in der eigenen Partei, er sei über das Ziel hinausgeschossen. Auch in der Katholischen Kirche, nicht eben unwichtig in Bayern, ist man „not amused“ über den forschen 41-jährigen aus Passau.

Es geht um zwei Sätze. Scheuer hat sie in einem Polit-Talk des Bayerischen Fernsehens gesagt: „Das Schlimmste ist ein Fußball spielender ministrierender Senegalese, der über drei Jahre da ist. Weil, den wirst Du nie wieder los.“ Da hilft es auch nichts, dass er sich hernach in allen möglichen Erläuterungen erging, er habe ja niemanden persönlich gemeint, sondern nur die Schwierigkeiten des deutschen Abschiebungsrechts samt der dazugehörigen praktischen Probleme plastisch darstellen wollen – ein Shitstorm brach über den stets korrekt gekleideten Parteimanager herein. Nicht nur im Internet. So manchen erinnerte er an AfD-Vize Alexander Gauland, der gemutmaßt hatte, dass der dunkelhäutige deutsche Nationalspieler zwar fast allen wegen seiner Fußballkunst geschätzt werde, dass ihn aber viele wegen seiner Hautfarbe nicht zum Nachbarn haben wollten.

„So redet man nicht über Menschen“

Als erste traten Kirchenvertreter ihm entgegen, an der Spitze der Vorsitzende der Katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx: „Diese Tonlage ist nicht hilfreich für die Integration hunderttausender Flüchtlinge.“ Der EKD-Ratsvorsitzende Henrich Bedford-Strohm sagte: „So redet man nicht über Menschen“. Derlei Sätze seien „Futter für Rechtspopulisten“. Auch in seiner Partei gab es Gegrummel, wie zu hören ist, aber zunächst wagte niemand, sich öffentlich äußern.

Doch dann passierte, was in derlei Fällen häufiger geschieht, zwei ältere Herren meldeten sich zu Wort, die keinerlei Parteidisziplin sich mehr verpflichtet fühlen. Jedenfalls in Fragen politischer Ethik. Der CSU-Ehrenvorsitzende Theo Waigel, fand sogar eine Verbindung zur praktischen Politik: „Wir müssen Obacht geben“, forderte der frühere Bundesfinanzminister, „dass wir, wenn wir konservative Wähler wollen, nicht die kirchlichen Wähler verprellen.“

CSU-Führung gibt sich noch bedeckt

Alois Glück, früherer Landtagspräsident und erfahrener CSU-Programmatiker ging noch einen Schritt weiter. Er warnte vor einem „gefährlichen Entfremdungsprozess“ zwischen der CSU und sozial engagierten Bürgern. „Die Gesamtpartei leidet immer wieder unter der Sprache einiger ihrer Akteure“. Glück war auch lange Präsident des Zentralkomitees der Katholiken und hatte in dieser Zeit wiederholt einschlägige Kritik in der katholischen Laienorganisation auszuhalten.

Aus der aktiven Führungsschicht sind bisher keine öffentlich-kritischen Äußerungen über Scheuer bekannt. Aber es gibt durchaus auch CSU-Mitglieder die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren. Sie dürften von den Äußerungen nicht begeistert sein. Was Horst Seehofer seinem „General“ unter vier Augen gesagt hat, ist nicht bekannt. Öffentlich sprach er von einem Missverständnis. Nur er könnte Scheuer von seiner Aufgabe entbinden. Der CSU-Chef ist aber dafür bekannt, dass er bereit ist zu handeln, wenn die Lage auch für ihn ungemütlich wird. Dann nutzen Scheuer auch seiner guten Nerven nichts mehr.