Brennelementefabrik Hanau Brennelementefabrik Hanau: Initiative will die Anlage kaufen und dann verschrotten

Halle/MZ. - 50 Millionen Euro will China für die Atom-Fabrik Hanau zahlen. Die Organisation "Internationale Ärzte gegen den Atomkrieg" will die Summe um einen Euro überbieten, um die Anlage zu kaufen und dann zu verschrotten. Seit Donnerstag wird gesammelt.
Einen Atommeiler selbst für 50 Millionen Euro kaufen? Ist das nicht eine verrückte, utopische Idee? "Ohne Utopie können wir nicht leben", meint Peter Sodann alias Tatort-Kommissar Ehrlicher.
Er beteiligt sich an der Kaufaktion "Hanau selber kaufen", weil er hofft, dass die Botschaft ankommt: "Das ist ein Signal zum Nachdenken und Handeln, kein PR-Gag", meint der Theater-Intendant aus Halle.
Ihm ist es wichtig, dass die Menschen sich nicht von Themen wie Praxisgebühr auffressen lassen, sondern auch über ihren Tellerrand schauen. "Wer glaubt, dass es uns nichts angeht, wenn wir die Zeitbomben zum Nachbarn verschieben und sie dann dort explodieren, der irrt sich", meint Sodann. Und wo sollten erst die Kinder und Kindeskinder mit dem ganzen Atommüll hin? Wie viel er bereit ist, im Fall Hanau zu zahlen, will er nicht sagen. "Das tut nichts zur Sache."
Ute Watermann, Sprecherin der Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges und in sozialer Verantwortung (IPPNW), hat einen ersten Überblick: "Bei uns gehen per Internet und Fax viele Kaufangebote ein. Die bewegen sich so zwischen jeweils 100 bis 1000 Euro." Es seien bei weitem nicht nur Politiker und Prominente dabei. "Wir setzen auf die breite Masse, denn wir stehen unter enormem Zeitdruck." Denn schon in den nächsten Wochen wolle die Bundesregierung über den Fabrik-Verkauf nach China entscheiden. "Im Bundestag läuft noch die Prüfung im Ausfuhrausschuss", hieß es gestern im Auswärtigen Amt. Und was sagt der grüne Außenminister Joschka Fischer, der Hanau einst als hessicher Umweltminister dicht gemacht hat und sich heute der grünen Basis-Forderung nach einem Sonderparteitag zum Thema Hanau gegenübersieht, zur ungewöhnlichen Kauf-Aktion? "Keine Zeit, Termine", hieß es gestern aus seinem Amt.
"Wir wollen nächste Woche auf jeden Fall mit Siemens sprechen und laden Umweltminister Trittin und Außenminister Fischer dazu ein", erläutert Watermann. Ob sich Siemens zu dem Deal bewegen lässt, da hat sie wenig Hoffnung. "Für die ist das Exportgeschäft als Eintrittskarte für den chinesischen Markt wohl wichtiger als moralische Bedenken in Deutschland", glaubt Watermann. "Wir hoffen, dass die rot-grüne Bundesregierung das Signal begreift und doch noch vom Export der Atomanlage absieht", erklärt sie der MZ. Und wenn sie es nicht tut? "Dann haben wir vielleicht die Menschen wachgerüttelt."

