Blutiger Taliban-Anschlag in Kabul
Kabul/Islamabad/dpa. - Kabul/Islamabad - Bei einem Selbstmordanschlag auf US-geführte Koalitionstruppen in Kabul sind nach Angaben der Polizei mindestens sechs afghanische Zivilisten getötet worden. Nach Militär- und Behördenangaben wurden mindestens 22 Menschen verletzt, darunter vier US-Soldaten.
Ein Sprecher der Internationalen Schutztruppe ISAF sagte, der Attentäter habe sein mit Sprengstoff beladenes Auto am Donnerstag auf der Straße zum Flughafen der afghanischen Hauptstadt in einen Militärkonvoi der US-geführten Koalitionstruppen gelenkt. Ein Armeefahrzeug sei schwer, ein weiteres leicht beschädigt worden. Die radikalislamischen Taliban bekannten sich zu der Tat.
Der Polizeichef der Provinz Kabul, Salem Asas, sagte, der Anschlag habe sich während des Berufsverkehrs in der Nähe einer Bushaltestelle ereignet. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte per Telefon, der Attentäter sei aus der Provinz Kabul gewesen und habe acht amerikanische Soldaten mit in den Tod gerissen. Die von den Taliban nach Anschlägen verbreiteten Opferzahlen gelten als stark übertrieben. US-Militärsprecher David Johnson sagte, vier Koalitionssoldaten hätten «kleinere Verletzungen» erlitten.
Der Selbstmordanschlag war der zweite in der afghanischen Hauptstadt in diesem Jahr. Zuletzt hatten die Taliban in Kabul Mitte Januar das einzige Luxushotel des Landes angegriffen und mehrere Menschen getötet. Am Mittwoch waren bei einem Selbstmordanschlag in der südafghanischen Stadt Kandahar ein Zivilist getötet und ein kanadischer Soldat verletzt worden.
Soldaten der Koalitionstruppen und der afghanischen Armee töteten unterdessen im Südwesten Afghanistans nach Regierungsangaben mehr als 40 Taliban-Kämpfer. Der Gouverneur der Provinz Nimroz, Ghulom Dastagir Azaad, sagte am Donnerstag, unter den 41 getöteten Aufständischen sei der Kommandeur der Gruppe, Toorjan Eshaqzai. Zu den Gefechten sei es am Dienstag im Grenzgebiet zwischen Nimroz und der Provinz Helmand gekommen. Die Aufständischen hätten von dort aus versucht, die Grenze nach Pakistan zu überqueren. Die Koalitionstruppen teilten am Donnerstag mit, bei Kämpfen in Helmand seien am Dienstag «knapp ein Dutzend» Extremisten getötet worden. Unklar blieb, ob es sich um dieselben Gefechte handelte.
Pakistans Armeesprecher Athar Abbas sagte am Donnerstag, die Koalitionstruppen hätten bei Artilleriebeschuss aus Afghanistan heraus versehentlich zwei Frauen und zwei Kinder auf der pakistanischen Seite der Grenze getötet. Die Armee habe «starken Protest» bei der Koalition erhoben. Abbas betonte, beim Beschuss der Zivilisten am Mittwoch im halbautonomen Stammesgebiet in Pakistan habe es sich um einen «Unfall» gehandelt. Es habe einen Tag gedauert, bis pakistanische Soldaten in die entlegene Region vorgedrungen seien und die Opfer bestätigt hätten. (dpa)