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Besuch in Finsterwalde Besuch in Finsterwalde: Der Kanzler gibt sich betont locker

Von Sibylle Quenett 27.08.2004, 19:15
Bundeskanzler Gerhard Schröder eröffnet am Freitag (27.08.2004) mit einem Bierfass-Anstich das 50. dreitägige Sängerfest in Finsterwalde (Elbe-Elster), bei dem 3000 Künstler auftreten. Der Sängerfestverein sowie die Stadt Finsterwalde haben mit der Polizei ein verstärktes Sicherheitskonzept zum Schutz Schröders erarbeitet. Wie sie betonten, sei das Sängerfest keine politische Veranstaltung, sondern ein Volksfest. (Foto: dpa)
Bundeskanzler Gerhard Schröder eröffnet am Freitag (27.08.2004) mit einem Bierfass-Anstich das 50. dreitägige Sängerfest in Finsterwalde (Elbe-Elster), bei dem 3000 Künstler auftreten. Der Sängerfestverein sowie die Stadt Finsterwalde haben mit der Polizei ein verstärktes Sicherheitskonzept zum Schutz Schröders erarbeitet. Wie sie betonten, sei das Sängerfest keine politische Veranstaltung, sondern ein Volksfest. (Foto: dpa) dpa

Finsterwalde/MZ. - Fast hätte ihm zumSchluss noch jemand die Schau gestohlen. EinFass Bier steht bereit zum Anschlag, und alleKameras sind auf ihn gerichtet. Doch BundeskanzlerGerhard Schröder (SPD) ist im brandenburgischenFinsterwalde zu allem entschlossen. Einenfast schon aufdringlichen Brauereihelfer schiebtder Kanzler beiseite, behält Zapfhahn undHammer fest in der Hand und setzt zu den entscheidendenSchlägen an. Nicht nach dem dritten, abernach dem achten Schlag ist es endlich so weit:Das Bier strömt, und das Finsterwalder Sängerfestgehört endgültig dem Bürger. Der hohe Besuchaus Berlin und Potsdam - auch MinisterpräsidentMatthias Platzeck lässt den Termin als Wahlkämpfernatürlich nicht ungenutzt verstreichen - wirdzur Nebensache.

Viel Schaum ergießt sich in die schweren Glaskrüge."Das ist in der Politik nicht selten so,"weiß ein Podiumsgast und hat damit die Lacherauf seiner Seite - auch Gerhard Schröder.Überhaupt ist Schröder bemerkenswert guterLaune. Die Angst vor Störern treibt ihn nichtum, auch wenn er sich später den Stadtrundgangverkneift und vorzeitig abreist.

Bei den Sängern fühlt Schröder sich wohl,gibt zu Protokoll, dass man zwischen solchenund politischen Terminen sauber trennen sollte.Ein einzelnes Ei fliegt ihm bei seiner Ankunftin Finsterwalde trotzdem entgegen, ohne jedochSchaden anzurichten und ohne, dass es dieMasse der Besucher überhaupt bemerkt. EinMann wird festgenommen. In Finsterwalde wollensie alle ihr Sängerfest und nichts sonst.

Dabei gäbe es auch in der SängerstadtGrund zu klagen, trotz der renovierten Fassadenrund um den Stadtkern. Rund 15 Prozent derEinwohner hat Finsterwalde schon verloren.Die Arbeitslosigkeit liegt bei 24 Prozent.Früher gab es viel Industrie und man war nochKreisstadt. Das ist heute Herzberg, und dieAutobahn nach Dresden ist mit 18 Kilometernrecht weit weg.

Aber anders als auf den Montagsdemos findetder Kanzler hier für seine Politik eine MengeVerständnis. "Die CDU würde doch auch nichtsanderes machen," sagt einer auf dem Marktplatzund fügt hinzu: "Der andere, der acht Jahrevor ihm dran war, hat seine Versprechen dochauch nicht gehalten." Eine Rentnerin willvon Ärger überhaupt nichts wissen und sagt,so gut wie jetzt, sei es ihr in ihren 38 Berufsjahrennie gegangen.