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Berliner Antisemitismus-Konferenz Berliner Antisemitismus-Konferenz: Signal der Solidarität mit den Juden in aller Welt

Von Heinz Verfürth 28.04.2004, 07:39
Bundespräsident Johannes Rau eröffnet am Mittwoch (28.04.2004) die Antisemitismuskonferenz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Berlin. Rund 500 Teilnehmer aus fast 60 Ländern haben sich zu der zweitägigen Veranstaltung angesagt.(Foto: dpa)
Bundespräsident Johannes Rau eröffnet am Mittwoch (28.04.2004) die Antisemitismuskonferenz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Berlin. Rund 500 Teilnehmer aus fast 60 Ländern haben sich zu der zweitägigen Veranstaltung angesagt.(Foto: dpa) ddp/POOL

Berlin/MZ. - Niemand darf vor Rassismus, vor Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus die Augen verschließen, hat Bundespräsident Johannes Rau zur Eröffnung der zweitägigen Antisemitismus-Konferenz im Rahmen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Berlin erklärt.

Nach Auffassung von Rau sind nämlich nach dem Zweiten Weltkrieg Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus nicht aus der Welt verschwunden. Allerdings mahnte der Bundespräsident bei der Verwendung solcher Begriffe besondere Wachsamkeit und besondere Sorgfalt an. Ansonsten könne man dem wichtigen Ziel schaden, nämlich das Bewusstsein für die unterschiedlichen Erscheinungsformen von Rassismus und Antisemitismus zu wecken und zu schärfen.

Rau ging in seiner Rede auch auf den aktuellen Nahost-Konflikt ein. Kritik an der jeweiligen israelischen Regierung dürfe nicht generell als antisemitisch diskreditiert und unter Generalverdacht gestellt werden. Die Kritik geschehe oft in großer Sorge um den Staat Israel und es gebe sie auch von Seiten der israelischen Opposition. Es gehe vor allem darum, sich um eine angemessene Form zu bemühen, sagte Rau.

Nach Auffassung des Bundespräsidenten reicht es allerdings nicht, Menschenrechte und Menschenwürde in die Verfassungen und in die Gesetze zu schreiben. "Wir brauchen mehr Zivilcourage", sagte Rau. "Niemand darf wegsehen, wenn er Zeuge wird von Gewalt gegen Menschen anderer Hautfarbe, anderer religiöser oder politischer Überzeugungen gegen Menschen mit Behinderungen." Rau forderte die Teilnehmer der Konferenz auf, gemeinsam für eine Welt zu arbeiten, "in der wir alle ohne Angst verschieden sein können."

Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel nannte den Antisemitismus eine soziale Krankheit und eine politische Perversion. Von der Berliner Konferenz müsse daher das Signal ausgehen, diese Krankheit zu stoppen und den Antisemitismus einzudämmen. Wiesel, der selbst deutsche Konzentrationslager überlebt hat, forderte für das Ende der Konferenz ein Manifest, das an allen Schulen der Welt verlesen werden sollte.

Auch der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, bezeichnete die Konferenz als wichtiges Signal der Solidarität mit den Juden in aller Welt. Er mahnte nicht nur eine Wachsamkeit der Sicherheitsbehörden gegenüber antisemitischen Erscheinungen an, sondern auch der Bürger gegenüber islamistischen Tendenzen. Oft würden sich islamistische Äußerungen nicht von rechtsradikalen unterscheiden. Viele Juden fühlten sich direkt oder indirekt bedroht.

Ein Polizeibeamter schaut am Dienstag (27.04.2004) in Berlin vor dem Hotel Interconti in einen Gulli. In dem Gebäude findet 28. und 29.04.2004 die internationale Antisemitismus-Konferenz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) mit mehr als 600 Delegierten unter starkem Polizeiaufgebot statt. (Foto: dpa)
Ein Polizeibeamter schaut am Dienstag (27.04.2004) in Berlin vor dem Hotel Interconti in einen Gulli. In dem Gebäude findet 28. und 29.04.2004 die internationale Antisemitismus-Konferenz der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) mit mehr als 600 Delegierten unter starkem Polizeiaufgebot statt. (Foto: dpa)
dpa