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Balkankonflikt Balkankonflikt: Im August 2005 erzwang die Nato den Frieden in Bosnien

Von Dubravko Kolendic 23.08.2005, 09:22
Schwerbewaffnete Ifor-Einheiten bewachen den Einsatz deutscher Pioniere, die eine Brücke bei Visoko (Kroatien) reparieren (Archivfoto vom 13.03.1996). (Foto: dpa)
Schwerbewaffnete Ifor-Einheiten bewachen den Einsatz deutscher Pioniere, die eine Brücke bei Visoko (Kroatien) reparieren (Archivfoto vom 13.03.1996). (Foto: dpa) epa

Belgrad/Sarajevo/dpa. - Gleichzeitig versicherte der damalsschon vom UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag angeklagtebosnische Serbenführer Radovan Karadzic: «Wir werden am Ende trotzdemsiegen.»

Ganz andere Töne waren aus der von Serben beschossenen bosnischenHauptstadt Sarajevo zu hören: Der NATO-Einsatz bedeute ein Ende des«serbischen Terrorismus» in Bosnien, freute sich der bosnischeAußenminister Muhamed Sacirbegovic. Warum die NATO nicht schon imApril 1992 die serbischen Stellungen bombardiert und damit den Kriegim Keim erstickt habe, fragten sich viele, nicht nur in Bosnien. Unddas, obwohl die Allianz seit 1992 mit der Kontrolle eines Flugverbotsüber Bosnien beauftragt war und schon mehrere serbische Maschinenabgeschossen hatte.

In Bosnien tobte währenddessen ein grausamer Krieg zwischen dreislawischen Völkern und drei Konfessionen, den orthodoxen Serben, denmuslimischen Bosniern und den katholischen Kroaten. Als alleinternationale Vermittlungen zur Beilegung des Konflikts alsgescheitert galten und die ohnmächtigen UN-Friedenstruppen(UNPROFOR), die kein Mandat zum Eingreifen in das Kriegsgeschehenhatten, schon ihren Rückzug planten, wurde am 28. August 1995 inSarajevo ein neues Massaker verübt.

Eine Granate tötete auf einem Marktplatz 23 Menschen auf derStelle, weitere 19 erlagen später ihren Verletzungen. UN-Beobachterbeschuldigten die Serben, die Granate abgefeuert zu haben. Diesebestritten dies vehement und weigerten sich, wie von den UN verlangt,ihre Artillerie aus den Gebieten rund um die UN-Schutzzonenabzuziehen.

Zuvor hatten im Juli serbische Truppen die UN-SchutzzoneSrebrenica überrannt und rund 8000 muslimische Männer ermordet.Weltweit war die Empörung groß. Nun galt es, die Serben «tatkräftigzu überzeugen», damit sie ihre Kriegsziele nicht mit Waffendurchsetzen können, sagte damals ein westlicher Diplomat in Belgrad.

NATO-Flugzeuge griffen zwei Tage nach dem Massaker in Sarajevofast zwei Wochen lang serbische Stellungen in ganz Bosnien an. Derserbischen Luftabwehr gelang der Abschuss einiger NATO-Maschinen.Zwei französische Piloten verbrachten 104 Tage inKriegsgefangenschaft. Der NATO-Einsatz veränderte rasch die Lage aufdem Kriegsschauplatz. Die Serben verloren ihre Übermacht an Panzernund Kanonen, ihre Kampfmoral sank rapide, muslimische und kroatischeTruppen konnten neue Gebiete erobern.

Unter dem Druck der NATO-Bomben und der US-Diplomatie begannenbald darauf Friedensverhandlungen. Der Bosnien-Friedensvertrag wurdenur wenige Monate später im Dezember in Paris feierlichunterzeichnet. Als Spätfolge der Angriffe, bei denen nach serbischenund internationalen Angaben mit Uran gehärtete und verseuchteMunition zum Einsatz kam, ist die Krebserkrankungsrate in denbetroffenen Gebieten nach einer kürzlichen Statistik desGesundheitsministeriums in Belgrad «erheblich» gestiegen.

Eine alte Frau steht am Grab eines Angehörigen auf dem mit Schnee bedeckten Friedhof in Sarajevo, wo vor allem Opfer des Bürgerkrieges von 1991-1995 beerdigt sind (Archivfoto vom am 21.03.1998). (Foto: dpa)
Eine alte Frau steht am Grab eines Angehörigen auf dem mit Schnee bedeckten Friedhof in Sarajevo, wo vor allem Opfer des Bürgerkrieges von 1991-1995 beerdigt sind (Archivfoto vom am 21.03.1998). (Foto: dpa)
dpa
Spanische IFOR-Soldaten patrouillieren an der Grenzlinie zwischen Ost-und Westmostar (Bosnien-Herzegowina), wo die Spannungen zwischen Moslems und Kroaten auch nach dem Ende des Bosnien-Konflikts andauerten (Archivfoto vom 07.01.1996). (Foto: dpa)
Spanische IFOR-Soldaten patrouillieren an der Grenzlinie zwischen Ost-und Westmostar (Bosnien-Herzegowina), wo die Spannungen zwischen Moslems und Kroaten auch nach dem Ende des Bosnien-Konflikts andauerten (Archivfoto vom 07.01.1996). (Foto: dpa)
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