1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Autobranche: Autobranche: Ameriker entdecken plötzlich die sparsamen Kleinwagen

Autobranche Autobranche: Ameriker entdecken plötzlich die sparsamen Kleinwagen

Von Markus Günther 11.08.2005, 18:45

Washington/MZ. - Für die meisten Amerikaner muss ein Auto vor allem groß sein. PS-starke Großraumfahrzeuge im Stil eines Geländewagens, die in den USA "Sports Utility Vehicle" (SUV) genannt werden, beherrschen das Straßenbild. Doch nun sind die Verkaufszahlen für die mächtigen Spritfresser erstmals seit 15 Jahren zurückgegangen, und ein in den USA fast unbekanntes Marktsegment holt überraschend auf: der sparsame Kleinwagen.

Monströse Ausmaße

Kleine Autos sind in den USA so selten, dass das "Wall Street Journal" es für nötig hielt, den Lesern erst einmal zu erklären, wovon die Rede ist: "Kleinwagen sind Autos, die noch kleiner sind als ein Honda Civic." Das klingt für die meisten Amerikaner ebenso sensationell wie die Angaben zum Benzinverbrauch: Dass ein Auto mit weniger als acht Litern Sprit auf 100 Kilometern auskommen kann, halten viele Amis für ein Märchen. Denn selbst viele Mittelklasse-Limousinen bringen es schon auf einen Verbrauch von 25 Litern, und manche der monströsen Wagen schlucken 30 bis 40 Liter. Lange Zeit kümmerte das die Amerikaner wenig. Doch seit 1999 ist der Benzinpreis in den USA um rund 150 Prozent gestiegen. In Deutschland ist der Sprit wegen der hohen Mineralölsteuer zwar immer noch mehr als doppelt so teuer wie in den USA, wo der Liter Normalbenzin umgerechnet etwa 60 Eurocent kostet. Aber auch in den USA ist der Sprit jetzt so teuer wie nie zuvor.

Das ist wahrscheinlich der Grund, warum der ansonsten krisengeschüttelte Autohersteller General Motors mit seinem Kleinwagen Chevy Aveo einen Überraschungserfolg erzielte. Das Auto verbraucht zwischen sieben und 8,5 Liter Normalbenzin und kostet umgerechnet nur 8 000 bis 10 500 Euro. Die Verkaufszahlen stiegen allein in den letzten zwölf Monaten um 66 Prozent. In den nächsten zwei Jahren, so schätzt jetzt der Verband der amerikanischen Automobilhersteller, wird sich die Zahl der pro Jahr verkauften Kleinwagen auf über 400 000 verdoppeln.

Verbesserte Sicherheit

Neben dem hohen Spritpreis spielt auch die verbesserte Sicherheitstechnik kleiner Autos eine Rolle. Lange Zeit glaubten viele Amerikaner, ein Auto sei umso sicherer, je größer und schwerer es ist. Doch der Chevy Aveo erhielt im strengen Crash-Test der amerikanischen Verkehrsbehörde NHTSA Bestnoten. Möglicherweise hinken die deutschen Automobil-Hersteller der Entwicklung hinterher, denn nach wie vor trauen sich Mercedes, BMW, Audi und Volkswagen nicht, deutsche Kleinwagen wie Polo oder A-Klasse auf den US-Markt zu bringen.

DaimlerChrysler überlegt derzeit, mit einem neuen Kleinwagen auf den Markt zu gehen, konkret sind die Pläne aber noch nicht. Und auch beim US-Autohersteller Ford ist man skeptisch, ob wirklich eine Trendwende stattfindet.