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Auslandspresse Auslandspresse: Belgische Zeitung erfand «Gerhard, das Kampfschwein»

06.09.2005, 07:18
Jüngste Umfragen sehen die SPD zwar nur zwischen 29 und 32 Prozent, doch das tut der Stimmung von Gerhard Schröder (l.) offenbar keinen Abbruch: Wahltermin mit Otto Schily am 5. September 2005) in Rosenheim (Bayern). (Foto: dpa)
Jüngste Umfragen sehen die SPD zwar nur zwischen 29 und 32 Prozent, doch das tut der Stimmung von Gerhard Schröder (l.) offenbar keinen Abbruch: Wahltermin mit Otto Schily am 5. September 2005) in Rosenheim (Bayern). (Foto: dpa) dpa

Brüssel/dpa. - Sicherlich: Über die Rivalität zwischen der UnionskandidatinAngela Merkel und CSU-Chef Edmund Stoiber haben Belgiens Zeitungenberichtet. Auch den Streit um die Steuerpläne von Paul Kirchhof hatdie interessierte Öffentlichkeit zur Kenntnis genommen, ebenso wiedie Chancen der Linkspartei auf einen Einzug in den Bundestag. Dochje näher der Wahltag rückt, desto mehr konzentrieren sich diebelgischen Beobachter auf das Duell Schröder-Merkel.

Merkel, den meisten Belgiern bis dato unbekannt, wurde nach ihrerErnennung zur Kandidatin rasch porträtiert: ostdeutsch, weiblich,protestantisch, geschieden und Ministerin unter Helmut Kohl. Dabeiwerde «das Eiserne Mädchen» häufig unterschätzt: So «mir nichts, dirnichts» erringe niemand den Vorsitz der traditionellen deutschenChristdemokraten, meinte «De Standaard». Noch immer respektierten dieParteifreunde ihre Vorsitzende nicht wirklich, aber: «Merkel stehtihren Mann in der Macho-Löwengrube der CDU/CSU.»

Mehr als an Merkel scheiden sich die Geister indes an Schröder.Glaubt der Kanzler noch an den Sieg, wie «Le Soir» nach SchrödersAufruf zum Gegenangriff beim Wahlparteitag in Berlin meldete? Odersteht ihm angesichts schlechter Umfragewerte für die SPD schon dieResignation ins Gesicht geschrieben, wie der Korrespondent von «LaLibe Belgique» nach Schröders Auftritt in Bochum berichtete? Das Wortvon der Abschiedstournee macht auch in belgischen Medien die Runde.

Dabei habe der Kanzler durchaus Erfolge vorzuweisen, meint derJournalist Jorn De Cock: «Trotz jahrelangen Klagens müssen auch dieDeutschen erkennen, dass Schröder ungeachtet einiger Kommunikations-und Organisationsprobleme keinen schlechten Parcours geritten hat.»Alle Anzeichen deuteten auf einen nahenden Wirtschaftsaufschwung inDeutschland. Aber die Bürger erinnerten sich noch an Schröders Wortvon 1998, wonach er nur bei deutlich sinkender Arbeitslosigkeit eineWiederwahl verdiene, bemerkte Christophe Bourdoiseau im «Soir».

In welchen großen oder kleinen Koalitionen sich die Parteien derbeiden Widersacher nach dem Wahltag wiederfinden könnten, haben diebelgischen Nachbarn bisher kaum diskutiert. Spannender ist allemalder Kampf Mann gegen Frau. Wobei der Kanzler nach Einschätzung desflämischen Rundfunks VRT das Fernsehduell für sich entschieden hat.Die Schwäche seiner Gegnerin sei Schröders Chance, meinte auch «DeStandaard», denn: «Merkel ist kein Kampfschwein.»