Bundesregierung reagiert verhalten Angela Merkel: Bundeskanzlerin erinnert Trump an demokratische Werte

Berlin - Manchmal liegen die Botschaften ein wenig versteckt im Kleinen. So ist es zum Beispiel, wenn Angela Merkel einem Mann zum Wahlsieg gratulieren muss, der ihr nun wirklich gegen den Strich geht.
Erst einmal wird Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) vorgeschickt, die von Interview zu Interview eilt und bekennt, das Wahlergebnis sei „ein schwerer Schock“, und erklärt, es sei unklar, was Trump vorhabe, weil er und sein Team sich im Wahlkampf so abgeschottet hätten.
Kanzlerin gratuliert gegen Mittag
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) warnt vor Verwerfungen in der internationalen Politik und verzichtet in seinem Statement auf eine Gratulation. Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) bezeichnet Trump als „Vorreiter einer neuen autoritären und chauvinistischen Internationalen“.Der Grundton in der deutschen Regierung ist also definiert: Entsetzen.
Die Kanzlerin wartet bis zum Mittag, dann gratulierte sie. Die Frau, die von Donald Trump im Wahlkampf zum Feindbild erhoben worden war, schickte in einem eigens anberaumten Statement Glückwünsche in die USA, nicht strahlend, sondern nüchtern und mahnend. Und verbunden mit einer Demonstration von Machtbewusstsein.
„Hillary Clinton will die Angela Merkel der USA werden“, hatte Trump im Wahlkampf gewarnt. Die Angela Merkel Deutschlands betont die enge Verbundenheit Deutschlands mit den USA – mit dem Land, nicht mit Trump. Und sie warnt zurück: Trump müsse sich seiner Verantwortung als US-Präsident bewusst sein.
Merkel war Trumps Feinbild im Wahlkampf
Schließlich werde er ein Land mit enormer wirtschaftlicher Stärke, militärischem Potenzial und kultureller Prägekraft regieren und damit Einfluss nicht nur in den USA, sondern weltweit ausüben. Die Partnerschaft Deutschlands und der USA sei ein Grundstein der deutschen Außenpolitik, beide Länder seien durch Werte verbunden.
Merkel zählt diese Werte auf. Sie wird ausführlich, in einem nur wenige Sätze langen Statement, als müsse sie Trump, der sich im Wahlkampf immer wieder rassistisch und sexistisch geäußert hat, an etwas erinnern. Demokratie, Freiheit, Respekt vor dem Recht und der Würde des Menschen gelte es zu achten und erinnerte, dies gelte „unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder politischer Einstellung“, sagt Merkel. „Auf der Basis dieser Werte biete ich dem künftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten, Donald Trump, eine enge Zusammenarbeit an“, sagte Merkel.
Ohne die USA geht es nicht
Die Botschaft: Sie bietet an, Trump darf anklopfen, wenn er sich benimmt. Bei allem persönlichen Widerwillen machen alle in der Bundesregierung klar: Ohne die USA geht es auch nicht. Alle Äußerungen enthalten ein Lob der transatlantischen Partnerschaft. EU-Ratspräsident Donald Tusk und Kommissionschef Jean-Claude Juncker sind dann auch die Ersten, die eine Einladung an Trump aussprechen. In einem Brief an den künftigen Präsidenten schlagen sie einen EU-USA-Gipfel vor, „sobald Ihnen dies möglich ist“.
Für ein Treffen Merkels mit Trump gibt es noch keinen Termin. Der Regierungssprecher verweist auf den nächsten G-7-Gipfel im Mai. Es sei aber möglich, dass es schon vorher ein Treffen geben werde. Trump Wahlkampf-Managerin Kellyanne Conway jedenfalls lässt via „Bild“-Zeitung wissen, ihr Chef habe zwar etwas gegen die Flüchtlingspolitik Merkels. „Aber natürlich werden sie zusammenarbeiten.“