Alois Brunner Alois Brunner: Prozess gegen NS-Verbrecher in Abwesenheit
Paris/dpa. - Der Prozess gegen den ehemaligen SS-Hauptsturmführer Alois Brunner wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit hat am Freitag in Paris in Abwesenheit des Angeklagten begonnen. Brunner, der möglicherweise schon vor Jahren gestorben ist, soll für den Tod von 130 000 Juden verantwortlich sein. Falls der in Syrien untergetauchte Brunner noch lebt, ist er 88 Jahre alt.
Der Prozess vor dem Pariser Schwurgericht geht auf eine 1987 neu eingereichte Klage des bekannten «Nazi-Jägers» Serge Klarsfeld zurück. Im Zentrum stehen Razzien in jüdischen Kinderheimen, bei denen 1944 in Frankreich 250 Kinder in Vernichtungslager deportiert wurden. 201 von ihnen starben in Auschwitz.
Zahlreiche Mitglieder der von Klarsfeld geleiteten Vereinigung «Söhne und Töchter der deportierten Juden Frankreichs» saßen mit angeheftetem gelben Judenstern auf den Zuhörerbänken. Vor dem Justizpalast hielten einige von ihnen Fotos deportierter Kinder hoch und warfen Damaskus vor, den NS-Verbrecher Brunner zu schützen.
Der 1912 im österreichischen Burgenland geborene Brunner war 1954 von Gerichten in Marseille und Paris ebenfalls in Abwesenheit zum Tode verurteilt worden. Der neue Prozess ohne Geschworene und Zeugen behandelt die damals nicht berücksichtigten Taten. Der Prozess soll noch am Freitag zu Ende gehen. Drei Richter haben zu entscheiden.