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Afghanistan Afghanistan: USA wollen Nordallianz Weg auf Kabul ebnen

26.10.2001, 13:42
Karte mit den von der Nordallianz gehaltenen
Karte mit den von der Nordallianz gehaltenen dpa

London/dpa. - Die USA versuchen mit Angriffen aufStellungen der Taliban in Nord-Afghanistan, den Vormarsch deroppositionellen Nordallianz auf die Hauptstadt Kabul zubeschleunigen. Allein am Donnerstag seien rund 80 Flugzeuge imEinsatz gewesen, darunter 65 taktische Kampfjets von Flugzeugträgernim Arabischen Meer, sagte US-Generalstabschef Richard Myers inWashington. Am islamischen Feiertag Freitag wurden zunächst keineBerichte über neue Angriffe bekannt. Myers gab den Einsatz einer«nicht großen Anzahl» umstrittener Streubomben zu.

Die Taliban nahmen nach eigenen Angaben den mit den USAverbündeten Milizenführer Abdul Hak gefangen. Hak und 50 seinerKämpfer seien südlich Kabuls festgesetzt worden, obwohl er US-Helikopter zu Hilfe gerufen habe.

Berichte der Taliban über Hunderte von Opfern unter Zivilisten imZuge der seit fast drei Wochen andauernden Anschläge wies Myerszurück. Die Taliban würden routinemäßig die Menschenrechte verletzenund wahrscheinlich «auch in dieser Hinsicht lügen», sagte er. Eswerde jede Anstrengung unternommen, um Opfer unter Zivilisten zuvermeiden.

Indessen mehrten sich die Anzeichen für einen bevorstehendenEinsatz von Bodentruppen. Großbritannien stellte am Freitag 200Elitesoldaten für einen möglichen Einsatz bereit. Die Spezialtruppenseien derzeit auf einem Kriegsschiff stationiert und könnten beieiner möglichen Bodenoffensive eingesetzt werden, sagteVerteidigungs-Staatssekretär Adam Ingram.

Myers nannte nicht die genau Zahl der abgeworfenen Streubomben.Die Vereinten Nationen hatten berichtet, Tausende von Afghanenkönnten wegen nicht explodierter Streubomben ihre Häuser nichtverlassen. Bomben dieses Typs teilen sich großflächig nach dem Abwurfin zahlreiche kleinere Sprengsätze. Sie sind wegen ihrer hohen Gefahrfür Zivilisten heftig umstritten.

Die US-Luftwaffe habe am Donnerstag auch 35 000 Hilfspakete überden Dürregebieten Afghanistans abgeworfen, sagte Myers. Insgesamtseien damit mehr als 800 000 Lebensmittelrationen von den USAabgeworfen worden.

Pakistan warnte die USA am Freitag vor der Fortsetzung derAngriffe auch in dem Mitte November beginnenden Fastenmonat Ramadan.Dies würde die Gefühle der Moslems verletzen, betonte ein Sprecherdes Außenministeriums. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hatteam Vortag angedeutet, dass die Angriffe auch im Ramadan weitergehenkönnten.

Die «Washington Post» berichtete am Freitag unter Berufung aufoffizielle Vertreter, bei den Taliban gebe es entgegen früherenHoffnungen der USA kaum Überläufer. Das US-Militär hatte erst amVortag eingestanden, dass die Taliban ein härterer Gegner seien alszunächst angenommen.

Ein am Donnerstag in Pakistan festgenommener deutscher Journalistsollte nach Informationen aus diplomatischen Quellen noch am Freitagverwarnt und freigelassen werden. Er hatte das Grenzgebiet zuAfghanistan ohne die nötige Genehmigung betreten und war dort von denpakistanischen Behörden aufgegriffen worden. Nähere Einzelheiten zudem Vorfall lagen nicht vor.

Die Region westlich von Peshawar bis zum Grenzort Torcham ist aufpakistanischer Seite Sperrgebiet. Da Bergbewohner und Schmuggler dieRegion kontrollieren, erlaubte Pakistan Reisen zum Khyber-Pass nurmit einer Sondergenehmigung und stellte Journalisten und Touristenbewaffnete Führer an die Seite. Seit dem Beginn der US-Angriffe aufAfghanistan werden die Genehmigungen kaum noch ausgestellt.

Kabul
Kabul
AFP