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Afghanistan II Afghanistan II: Ex-König Sahir Schah heimgekehrt

18.04.2002, 11:54
Zahir Shah (M)
Zahir Shah (M) AFP/epa

Kabul/Neu Delhi/dpa. - Sahir Schah gab auf dem Flughafen keine Erklärung ab, hatte abervor seiner Rückreise gesagt, er wolle nicht wieder König werden,sondern seinem Land in den letzten Jahren seines Lebens dienen. Unterstrengsten Sicherheitsvorkehrungen fuhr er in einem gepanzertenschwarzen Mercedes und begleitet von schwer bewaffneten Bewachern,die auf der Pritsche eines Geländewagens saßen, in seine künftigeResidenz, eine zweistöckige Villa, die dem Staat gehört.

«Heute ruht er sich aus», sagte Abdul Khalik Fasel, der für dieRegierung den Empfang auf dem Flughafen organisiert hatte. In denkommenden Tagen will der Ex-König Delegationen aus allen Landesteilenempfangen. Sahir Schah war nach der Ermordung seines Vaters als 19-Jähriger 1933 auf den Thron gekommen - im gleichen Jahr, als FranklinDelano Roosevelt ins Weiße Haus einzog und Adolf Hitler inDeutschland die Macht ergriff.

Nach 40 Regierungsjahren war er 1973 in einem Putsch von seinemVetter und Schwager Mohammed Daud gestürzt worden und hatte seitdemin Italien gelebt. Er gilt als Symbolfigur, die Afghanistan einenkönnte. «Der König ist wie eine Brücke zwischen den verschiedenenVolksgruppen», sagte ein Händler in Kabul.

Sahir Schah ist wie Regierungschef Hamid Karsai Paschtune. DiePaschtunen sind die größte Volksgruppe in Afghanistan. Die derzeitigeRegierung wird von Tadschiken und Usbeken dominiert. Es galt alsbezeichnend, dass der tadschikische Verteidigungsminister MohammedFahim, der als mächtigster Mann in der Regierung gilt, ins Auslandreiste und daher nicht bei der Ankunft des Ex-Königs dabei war. Derschwer berechenbare usbekische Milizenführer Abdul Raschid Dostumbegrüßte den Ex-König dagegen mit Blumen am Flugzeug.

Karsai hatte Sahir Schah in Rom abgeholt. Der frühere Monarch trugeine braune Lederjacke, als ihm Begleiter aus der Propellermaschinehalfen, einem italienischen Militärflugzeug, das ihn aus Usbekistannach Kabul gebracht hatte. Vor dem Flugzeug war ein roter Teppichausgerollt. Beobachter, die Sahir Schah seit langem kennen, meinten,er wirke kräftiger als in früheren Jahren. Der Gedanke, dass er fernvon seiner Heimat sterben könnte, hatte den Ex-König immer belastet.

Auch deutsche Fallschirmjäger und Scharfschützen der SchutztruppeISAF waren auf dem Rollfeld und dem Dach des Flughafengebäudesstationiert, um Sahir Schah zu schützen. Auf dem sechs Kilometerlangen Weg vom Flughafen in die Stadt standen alle 40 Meter schwerbewaffnete Polizisten und Soldaten.

Die Residenz des Ex-Königs liegt in Wasir Akbar Khan, demRegierungs- und Diplomatenviertel Kabuls, in dem auch die DeutscheBotschaft steht. Die geräumige Königsvilla mit acht Schlafzimmern undgroßem Garten ist abgeriegelt. Sie wird von 40 Polizisten aus Italienbewacht, die in den kommenden Monaten nicht nur für die SicherheitSahir Schahs sorgen, sondern auch afghanische Leibwächter ausbildensollen. Die Rückkehr des früheren Monarchen war in den vergangenenWochen mehrfach aus Sicherheitsgründen verschoben worden, weilAnschläge auf Sahir Schah befürchtet worden waren.