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Afghanistan Afghanistan: Deutschland baut eine Schnellstraße

24.11.2006, 08:22
Übung macht den (Straßenbau-)Meister: Bundeswehrsoldaten auf einer Baustelle in Masar-i-Scharif in Afghanistan. (Archivfoto: dpa)
Übung macht den (Straßenbau-)Meister: Bundeswehrsoldaten auf einer Baustelle in Masar-i-Scharif in Afghanistan. (Archivfoto: dpa) dpa

Kabul/dpa. - Kurz vor dem NATO-Gipfel in Riga wurde inder Bundesregierung nach dpa-Informationen beschlossen, für rund eineMillion Euro eine Straße in der südafghanischen Provinz Kandahar zubauen. Die etwa 4,5 Kilometer lange Straße ist das bislang größtedeutsche Vorhaben in Südafghanistan. Die Gesellschaft für TechnischeZusammenarbeit (GTZ) will noch vor Beginn des Gipfels am Dienstag mitdem Bau beginnen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will dasProjekt dem Vernehmen nach auf dem Spitzentreffen in Riga verkünden.

Vor dem Gipfeltreffen wächst in der NATO der Druck auf dieBundesregierung, deutsche Soldaten in den umkämpften Süden zuschicken und dort Briten, Kanadier und Niederländer zu entlasten.Merkel wies in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» vom Freitagerneut Forderungen zurück, auch Deutschland solle Kampftruppen in denunruhigen Süden schicken. Merkel sagte, man dürfe auch im SüdenAfghanistans nicht nur auf die militärische Komponente schauen.

Die aus Mitteln des Auswärtigen Amtes finanzierte Straße soll 15Kilometer westlich der Stadt Kandahar beginnen und von dort nachSüden in den Distrikt Pandschwai führen. Die Straße soll an dieSchnellstraße angebunden sein, die von der Hauptstadt Kabul nachKandahar und weiter nach Herat führt. Drei Monate Bauzeit sindgeplant. Der stellvertretende Außenamtssprecher Jens Plötner sagte,das Vorhaben befinde sich derzeit in der Planungsphase. KonkreteBeschlüsse könnten zwar noch nicht verkündet werden. «Aber dieGespräche laufen in diese Richtung.»

Pandschwai ist in den vergangenen Monaten immer wieder Schauplatzschwerer Kämpfe zwischen der internationalen Schutztruppe ISAF undden Taliban gewesen. Im September begann die NATO-geführte ISAF eineOffensive, um die Taliban aus dem Distrikt zu vertreiben. Dabei kamenmehrere ausländischen Soldaten und hunderte Rebellen ums Leben. BeiISAF-Bombardements starben aber auch zahlreiche Zivilisten.

Die NATO verfolgt im unruhigen Süden Afghanistans die Strategie,so genannte Entwicklungszonen zu schaffen. Die radikalislamischenTaliban sollen aus diesen Gebieten mit Gewalt vertrieben werden.Anschließend soll die Internationale Gemeinschaft dort mit massivenMitteln schnell sichtbare Wiederaufbauarbeit leisten. Damit sollendie «Herzen und Köpfe» der Afghanen gewonnen werden. Aus Mangel ansichtbarer Entwicklung fünf Jahre nach dem Sturz der Taliban habensich besonders im Süden des Landes zahlreiche Menschen wieder denRebellen zugewandt. Der radikal-islamische Aufstand kostete in diesemJahr bislang mehr als 3700 Menschen das Leben, vier mal so viele wieim gesamten Vorjahr.

Infografik zum geplanten Straßenbau (Grafik: dpa)
Infografik zum geplanten Straßenbau (Grafik: dpa)
dpa