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Afghanistan Afghanistan: Bundeswehr verlässt Stützpunkt in Talokan

24.02.2012, 06:22
Ein deutscher Soldat in Afghanistan (FOTO: DPA)
Ein deutscher Soldat in Afghanistan (FOTO: DPA) dpa

Berlin/dpa. - Wegen der gewaltsamen Proteste in Afghanistan hatsich die Bundeswehr vorzeitig aus ihrem Stützpunkt Talokan zurückgezogen. Allerdings sollte das Lager im März ohnehin geräumt werden. Nach der Koranverbrennung durch US-Soldaten in Afghanistan sind bei gewaltsamen Protesten bereits mehrere Menschen ums Lebengekommen.

Angesichts eines Auflaufs von rund 300 Demonstranten unmittelbarvor dem Stützpunkt Talokan habe der Kommandeur der Nordregion amDonnerstag die mit der Räumung beschäftigten Kräfte ins rund 70Kilometer entfernte größere Feldlager Kundus abrücken lassen, teiltedie Bundeswehr mit. Ein Sprecher des Einsatzführungskommandosberichtete, die rund 50 Soldaten hätten sämtliche Fahrzeugemitgenommen.

Ein ZDF-Reporter berichtete, dass das Lager mit Steinen beworfenworden sei. Der relativ kleine Komplex ist schwierig zu sichern, weiler mitten in der 200 000-Einwohner-Stadt liegt. Ob die Soldaten fürabschließende Räumarbeiten noch einmal zurückkehren, konnte derSprecher nicht sagen. Dies entscheide sich je nach Bedarf undEntwicklung der Lage am Ort.

Trotz Aufrufen zur Ruhe ist es auch in anderen Gebieten des Landes am vierten Tag in Folge zu schweren Ausschreitungen gekommen. Bei Protesten gegen die Koranverbrennung durch US-Soldaten starben am Freitag mindestens neun Menschen, Dutzende wurden verletzt. Erstmals waren Tote auch in Westafghanistan zu beklagen. In der westafghanischen Stadt Herat versuchten Aufrührer nach dem Freitagsgebet, das US-Konsulat zu stürmen. In der nordafghanischen Stadt Pul-i-Chumri, die zum Verantwortungsbereich der Bundeswehr gehört, wollte ein Mob das ungarische Feldlager überrennen.

In der Provinz Herat starben nach Angaben der Provinzregierung insgesamt sieben Demonstranten. Bei den Zusammenstößen an dem Camp in Pul-i-Chumri - der Hauptstadt der Provinz Baghlan - wurde ein Demonstrant getötet, wie die Polizei mitteilte. In der afghanischen Hauptstadt Kabul meldete die Polizei ebenfalls einen Toten. Der Vizepolizeichef der Provinz Kundus, Gulam Mohammad Farhad, sagte, in Kundus-Stadt hätten Sicherheitskräfte rund 1000 Demonstranten daran gehindert, gewaltsam in das UN-Gebäude einzudringen.

Die Verbrennung von Koranen auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Bagram sorgt in Afghanistan für große Empörung. (FOTO: DPA)
Die Verbrennung von Koranen auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Bagram sorgt in Afghanistan für große Empörung. (FOTO: DPA)
EPA