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Afghanistan Afghanistan: Auch Regierungsleute mischen im Opium-Geschäft mit

Von Charles Thibo 31.03.2004, 17:50
Ein afghanischer Soldat sieht zu, wie Pakete mit Haschisch und Mohn-Kapseln bei Kabul verbrannt werden. Die Regierung von Präsident Hamid Karsai hat dem Opium-Anbau den Kampf angesagt. (Foto: dpa)
Ein afghanischer Soldat sieht zu, wie Pakete mit Haschisch und Mohn-Kapseln bei Kabul verbrannt werden. Die Regierung von Präsident Hamid Karsai hat dem Opium-Anbau den Kampf angesagt. (Foto: dpa) EPA

Kabul/MZ. - Anbau und Schmuggel des Ausgangsstoffs fürdie Droge Heroin sichern nach UN-Schätzungensieben Prozent der Bevölkerung ein Einkommenund machen 23 Prozent des Bruttoinlandsproduktsaus. Offiziell hat Karsais Regierung das Problemerkannt und eine nationale Strategie zur Drogenbekämpfungformuliert. Seit zwei Monaten fangen Postender Polizei rund um Kabul Schmuggler ab; rund22 Tonnen Mohn-Kapseln wurden bislang beschlagnahmt.

Tatsächlich beginnt der Kampf gegen den Opiumanbaubescheiden. Ein deutscher Diplomat sagte derMZ in Kabul: "Das Problem steht ganz hintenauf der Tagesordnung und ist extrem schwierigzu lösen, weil zahlreiche, auch hochrangigeMitarbeiter der Regierung, der Polizei undder Armee in den Drogenhandel verwickelt sind."Das hängt unter anderem damit zusammen, dassdie Kriegsherren ihre Milizen seit den Bürgerkriegsjahrenüber den Opium-Export finanzierten und nunzum Teil hohe Posten bekleiden. VerteidigungsministerMohammed Fahim regiert etwa die Provinz Badakshanim Nordosten; dort ist der Opium-Anbau seit2002 dramatisch gestiegen.

Der Mohnanbau werde für lange Zeit nochdie Haupteinnahmequelle vieler Landwirte bleiben,sagt der deutsche Diplomat. Jede Initiative,die Abhilfe verspricht, sei zu begrüßen, aberalle Programme zum Anbau alternativer Kulturenseien gescheitert, sagt er und verweist aufKolumbien. In Laos, Thailand und in Südamerikahabe es durchaus erfolgreiche Projekte gegeben,kontert Stefan Schmid von der Deutschen Gesellschaftfür Technische Zusammenarbeit (GTZ) in Kabul.In Dschalalabad im Osten Afghanistans bereitetdie GTZ ein Pilot-Projekt vor, um Landwirtevom Mohnanbau abzubringen. "Sie könnten beispielsweiseSafran anbauen", sagt Schmid. Die Bauern würdeSafran zwar bislang nicht kennen, doch dieGewinnspannen im Safran-Handel könnte ihnenein ähnliches Einkommen garantieren wie dieMargen im Opiumgeschäft.

Bayan Shairshah zufolge sind alternative Kulturenaber nur ein Teil der Lösung der Opium-Frage.Er leitet das Projektbüro der GTZ in Kabul."Viele Bauern sind selbst Opium-Konsumenten,weil es keine billige Medizin gibt", sagtder Afghane. Wenn die Landwirte Zugang zumodernen Medikamenten hätten, würde zumindestdie Opium-Nachfrage im Inland sinken. Gleichzeitigmüsse mehr für die ländliche Entwicklung getanwerden, sagt Shairshah. Dies würde die Landfluchtstoppen, den Lebensstandard erhöhen und denBauern neue Chancen eröffnen.