Abstimmung Abstimmung: Schweizer wollen keine Gentechnik-Produkte auf dem Tisch
Bern/dpa. - Damit haben die Schweizerwieder einmal bewiesen, dass sie ihre direkte Demokratie sehr zuihrem Vorteil zu nutzen wissen. Das Unbehagen über die Risiken, diemöglicherweise von gen-manipulierten Pflanzen oder Tieren ausgehenkönnte, ist in der Bevölkerung offenbar deutlich größer als dieGegner einer solchen Regelung, wie etwa die Regierung in Bern,anerkennen wollten.
Durchgesetzt hat sich vielmehr ein Bündnis aus Umwelt- undVerbraucherschützern sowie einschlägigen Landwirten, Sozialdemokratenund Grünen gegen die großen Parteien und Industrieverbände. DieSchweizer haben sich nicht davon abschrecken lassen, dass ein solches - wenn auch zeitlich begrenztes Verbot - etwa in der EuropäischenUnion nicht möglich wäre, weil es gegen die Wettbewerbsregelnverstößt. Und dass nun die Schweizer Forschung benachteiligt wird,wie es im Vorfeld der Abstimmung immer wieder geheißen hat, kümmerteden Verbraucher offenbar auch kaum. Zwar ist die Forschung von demVerbot nicht direkt berührt, aber da nicht praktisch gearbeitet -also etwa angebaut werden kann - wird sie natürlich doch behindert.
Die Befürworter der so genannten Gentechfrei-Initiative jubeltenam Sonntag. Verbraucherschützer deuteten das Ja als ein «klaresSignal für den Wunsch nach Wahlfreiheit bei den Produkten». Nun gehees darum, die kommenden fünf Jahre zu nutzen, um die SchweizerLandwirtschaft als «gentechfrei» zu positionieren. Der SchweizerischeBauernverband (SBV) wünscht sich in den nächsten fünf Jahrenvermehrte Risikoforschung und sieht vor allem eine Chance auch fürden Export schweizerischer - also gentechnik-freier - Produkte.
Dagegen meinte Werner Arber, der 1978 den Nobelpreis für Medizinerhielt und das Komitee jener Forscher anführt, die gegen dieInitiative waren, es handle sich um ein Eigentor der Landwirtschaft.Die Forscher würden nun abwandern, und die Schweiz isoliere sich inEuropa noch mehr.