1. Juli 1991 1. Juli 1991: Warschauer Pakt - Begräbnis zweiter Klasse

Prag/dpa. - Politiker aus Mittel- und Osteuropa haben an diefriedliche Auflösung des Warschauer Pakts vor zwanzig Jahrenerinnert. Das Ende des Militärbündnisses habe die Sicherheitslage vonWladiwostok bis zum Ärmelkanal verbessert, sagte der tschechischeAußenminister Karel Schwarzenberg am Montag auf einer Konferenz inPrag. «Und das ist keine Kleinigkeit.»
Am 1. Juli 1991 besiegelten die Regierungschefs der sechsverbliebenen Mitgliedsstaaten im Prager Czernin-Palast die Auflösungdes Warschauer Pakts. Sie läuteten damit das Ende der sowjetischenMilitärpräsenz in Mitteleuropa ein.
Der Fall des Eisernen Vorhangs habe die Staatsmänner im Westenvöllig unvorbereitet getroffen, sagte der tschechische Ex-PräsidentVaclav Havel in einem Grußwort. Man habe sich anfangs nichtvorstellen können, dass die damaligen Europäischen Gemeinschaften undder Atlantikpakt einmal in Richtung Osten erweitert werden könnten.Das sei in der damaligen Situation nichts Ungewöhnliches gewesen.«Wer zu sehr auf die Geschichte vorbereitet ist, ist mir verdächtig»,ließ Havel mitteilen.
Als Machtinstrument, mit dessen Hilfe Moskau seineSatellitenstaaten unter Kontrolle hielt, beschrieb der tschechischeVerteidigungsminister und frühere Dissident Alexandr Vondra denWarschauer Pakt. Es sei bezeichnend, dass die einzige Militäraktionin der Geschichte des Bündnisses die Besetzung der Tschechoslowakeiim August 1968 gewesen sei. Die «vorübergehenden Bruderhilfe» habesich dann schnell als «massive Stationierung sowjetischer Soldatenund nuklearer Waffen» an der Grenze zum Westen entpuppt, sagteVondra.
Der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow reiste 1991 nichtnach Prag, vermutlich aus Angst vor der Wirkung einer solchen«Beerdigung zweiter Klasse» auf das Publikum daheim. Aus Gorbatschowsam Montag verlesenem Grußwort klang eine gewisse Enttäuschung. Stattauf ein gemeinsames internationales Sicherheitssystem zu setzen, habedie einzig verbliebene Supermacht anschließend versucht, der Welt«ihre Führung aufzunötigen», kritisierte Gorbatschow die USA.