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Pharma Pharma: Größte Übernahme in französischer Geschichte?

26.01.2004, 06:56
Die größten Pharmakonzerne der Welt (Grafik: dpa)
Die größten Pharmakonzerne der Welt (Grafik: dpa) dpa

Paris/dpa. - Das Aventis-Management lehnte das feindliche Kaufangebot umgehendab. An der Pariser Börse wurde spekuliert, Konkurrenten wieGlaxoSmithKline oder AstraZeneca könnten konkurrierende Kaufangebotevorlegen und damit eine Übernahmeschlacht gegen Sanofi beginnen.

Mit der Fusion entstünde ein weltweit führender Pharmakonzern, deraus eigener Kraft dauerhaft und profitabel wachsen könne, sagteSanofi-Chef Jean-François Dehecq am Montag in Paris. Mit einemForschungsbudget von zusammen 4 Milliarden Euro würde der neueKonzern zu einem führenden Labor in der Welt. Die Entwicklung einesMedikaments zur Marktreife kostet etwa 700 Millionen Euro.

Bei einem gemeinsamen «strategischen Umsatz» von 25 MilliardenEuro im Jahre 2002 läge der Weltmarktanteil laut Sanofi bei 5Prozent. Alleine Aventis hatte 2002 rund 20,6 Milliarden Euroumgesetzt, Sanofi rund 7,4 Milliarden Euro. Auf der Basis derUmsatzplanung von Sanofi entstünde der drittgrößte Pharmakonzern derWelt nach Pfizer und GlaxoSmithKline. In Westeuropa, Nahost undAfrika wäre Sanofi dann die Nummer eins, in Lateinamerika undOsteuropa die Nummer 2, in den USA die Nummer 9 und in Japan dieNummer 14.

Aventis hat gut 70 000 Mitarbeiter, Sanofi-Synthélabo mehr als30 000. Der gemeinsame Konzern hätte 25 000 Mitarbeiter in Frankreichund 12 000 in Deutschland. Die Umstrukturierungen würden laut Sanofi2 Milliarden Euro kosten. Dem stünden Synergien von 1,6 MilliardenEuro pro Jahr ab 2006 gegenüber. Die französischen Gewerkschaftenerklärten, es drohe ein massiver Verlust von Arbeitsplätzen. Dehecqversicherte dagegen, Einsparungen seien nicht gleich bedeutend mitStellenabbau. Er kündigte Gespräche mit den Sozialpartnern übermögliche Umstrukturierungen an.

Unterstützung erhielt Dehecq vom französischen SozialministerFrançois Fillon, der die Schaffung von Großkonzernen befürwortet, dieden Weltkonzernen aus den USA und Fernost widerstehen können. «Ichglaube nicht, dass die Schaffung eines europäischen Gigantenlangfristig gefährlich für die Beschäftigung ist», sagte Fillon. Diesozialen Folgen der Fusion könnten positiv sein.

Sanofi bietet den Aventis-Aktionären 5 neue Aktien für 6 Aventis-Titel plus 69 Euro in bar. Das entspreche einer Prämie von 15,2Prozent auf den Durchschnittskurs der vergangenen 4 Wochen. DerKonzern hat netto 2 Milliarden Euro in der Kasse und könnte dahernotfalls auch leicht Kredite bekommen. Die Aktien beider Unternehmenwaren am Montag zunächst vom Handel ausgesetzt.