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Ofenbauer von Auschwitz Ofenbauer von Auschwitz: Erinnerungsort in Erfurt hofft auf mehr Schulklassen

27.06.2016, 07:24
Der Erinnerungsort «Topf & Söhne - Die Ofenbauer von Auschwitz». In Erfurt wurden einst die Verbrennungsöfen für das NS-Vernichtunslager konstruiert und gebaut.
Der Erinnerungsort «Topf & Söhne - Die Ofenbauer von Auschwitz». In Erfurt wurden einst die Verbrennungsöfen für das NS-Vernichtunslager konstruiert und gebaut. dpa-Zentralbild

Erfurt - Etwa 10.000 Besucher informieren sich jährlich am Erinnerungsort Topf & Söhne in Erfurt über die Ofenbauer von Auschwitz.

Die vor fünf Jahren eröffnete Gedenkstätte habe sich in Thüringen etabliert, sagte die Leiterin Annegret Schüle der Deutschen Presse-Agentur. „Das, was wir vorhatten, das schaffen wir wirklich gut.“ Die Zahl der Besucher schwanke von Jahr zu Jahr nur leicht.

Sie hoffe jedoch, dass noch mehr Schulklassen das Angebot der Einrichtung nutzen. Sie plädiert außerdem dafür, dass die Stadt Erfurt das Gebäude mittel- oder langfristig kauft. Bislang sei der Erinnerungsort nur gemietet.

Die Gedenkstätte im ehemaligen Verwaltungsgebäude zeichnet die Geschichte der gleichnamigen Firma nach, die Verbrennungsöfen für die Krematorien des NS-Vernichtungslagers Auschwitz lieferte. „An keinem anderen zivilen Ort waren die mit der Praxis der industriellen Vernichtung von Menschenleben verbundenen Fragen mehr präsent als in diesem Erfurter Unternehmen: als Auftrag, als Arbeit, als technologische Herausforderung“, heißt es auf Webseite des Erinnerungsortes.

Die von den Mitarbeitern erarbeiteten Schauen würden weit über Thüringen hinaus wahrgenommen, so Schüle. So sei es ihnen gelungen, eine Ausstellung zu Juden im deutschen Fußball zu erarbeiten.

Das Thema der Produktion der Verbrennungsöfen in Erfurt sei lange tabuisiert gewesen, sagte die Wissenschaftlerin. 2007 hatte der Stadtrat einstimmig beschlossen, im einstigen Verwaltungsgebäude der Firma einen Erinnerungsort zu schaffen.

2011 wurde er eröffnet. Das Gebäude liegt nur wenige hundert Meter vom Hauptbahnhof entfernt. Auf seiner Fassade ist - auch von Bahnreisenden - zu lesen: „Stets gern für Sie beschäftigt...“. Es ist der Auszug eines Geschäftsbriefes der Firmenleitung von 1943 an die Bauleitung der Waffen-SS und der Polizei in Auschwitz.

Aus den Fenstern des Gebäudes ist der Ettersberg mit der KZ-Gedenkstätte Buchenwald zu sehen. Auch in diesem Lager standen Verbrennungsöfen aus Erfurt. Beide Gedenkorte widmen sich der selben Zeit.
Dennoch lassen sich beide nur schwer miteinander vergleichen: Die Gedenkstätte Buchenwald besuchen jedes Jahr mehr als 500.000 Menschen.

Durch die Eröffnung der neuen Dauerausstellung im April habe man bislang den Eindruck, dass die Besucherzahl sogar noch etwas gestiegen sei, sagte ein Sprecher der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora.  (dpa)