1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Nutzfahrzeuge: Nutzfahrzeuge: Neuer Lastwagen-Konzern rückt immer näher

Nutzfahrzeuge Nutzfahrzeuge: Neuer Lastwagen-Konzern rückt immer näher

07.10.2006, 15:08

München/Wolfsburg/Stockholm/dpa. - Zunächst wolle der MAN-Konzern sein alsfeindlich eingestuftes Übernahmeangebot für den schwedischen Lkw-Hersteller Scania zurückziehen, hieß es am Sonntag inAufsichtsratskreisen. MAN werde dies am Montag bekannt geben. Gesuchtwerden solle dann eine einvernehmliche Lösung zwischen MAN, Scaniaund VW über eine Nutzfahrzeugallianz.

Ein MAN-Sprecher wollte die Rücknahme des Angebotes nichtbestätigen. MAN hatte 9,6 Milliarden Euro für Scania geboten. DiesesAngebot war aber sowohl vom Scania-Aufsichtsrat als auch von denbeiden Scania-Großaktionären VW und Investor als feindlich eingestuftund abgelehnt worden.

Am vergangenen Mittwoch hatte Volkswagen überraschend mitgeteilt,rund 15 Prozent an MAN übernommen zu haben. Zugleich hatte VW erneutfür ein Zusammengehen von MAN und Scania unter Einschluss derbrasilianischen Lkw-Sparte von VW geworben. VW hatte zugleichbekräftigt, eine vollständige Übernahme von MAN sei nichtbeabsichtigt.

Bei der Schaffung einer Nutzfahrzeugallianz zwischen MAN, Scaniaund VW seien noch viele Fragen zu klären, hieß es inAufsichtsratskreisen. Bis es eine Einigung gebe, könne es nochdauern. Der Scania-Aufsichtsrat mit VW-Konzernchef BerndPischetsrieder an der Spitze beriet am Sonntag über das weitereVorgehen. Eine Scania-Sprecherin in Stockholm wollte sich nicht zuder Sitzung äußern. An diesem Montag stellt sich PischetsriederFragen von Analysten zum Einstieg von VW bei MAN.

MAN hatte mit dem Übernahmeangebot für Scania den Anstoß zurNeuordnung der Branche gegeben. Am Freitag hatte der Münchner KonzernScania freundschaftliche Verhandlungen über die angestrebte Übernahmeangeboten. Eine Scania-Sprecherin hatte darauf allerdingszurückhaltend reagiert. Das feindliche Übernahmeangebot liege weiterauf dem Tisch, die Lage habe sich insofern nicht geändert.

Das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» berichtete, Pischetsriederhabe seinen Plan für die Fusion von Scania, MAN und der VW-Lastwagensparte fertig gestellt. Demnach solle MAN-Chef HakanSamuelsson zunächst sein ursprüngliches Übernahmeangebot für Scaniazurückziehen. Anschließend solle ein Synergieteam eingerichtetwerden, das paritätisch besetzt sei mit Vertretern von Scania, MANund VW. Es solle zügig klären, welche Gemeinschaftsprojekte sofortrealisiert werden könnten, ohne dass es zu einer weiterenVerflechtung der drei Unternehmen komme. Später solle aus MAN, Scaniaund der Lastwagenproduktion von VW ein neuer Konzern entstehen, mitPischetsrieder als Aufsichtsratschef.

Unterdessen warnte MAN-Konzernbetriebsratschef Lothar Pohlmann voreiner Zerschlagung des Münchner Traditionsunternehmens. «Das werdendie Belegschaften nicht zulassen», sagte Pohlmann, der auchstellvertretender MAN-Aufsichtsratsvorsitzender ist, der «FrankfurterAllgemeinen Sonntagszeitung». Zugleich drohte er mit einem«Protestmarsch nach Wolfsburg». Im Falle einer Zerschlagung wärenStellen bei MAN in Gefahr, sagte Pohlmann der dpa am Sonntag.

Die IG Metall sprach sich grundsätzlich für ein Dreier- Bündniszwischen MAN, Scania und der Lastwagen-Sparte von VW aus, warnte aberzugleich vor einer Zerschlagung von MAN. «Wir bewerten dasindustrielle Konzept positiv, und wir begrüßen auch Volkswagen indiesem Verbund, aber nur, wenn Volkswagen zu allen MAN-Teilkonzernensteht», sagte Thomas Otto, der Vertreter der IG Metall im MAN-Aufsichtsrat, der Tageszeitung «Die Welt» (Montagausgabe).