Neuer Alu-Riese: Rio Tinto will Alcan übernehmen
Montreal/dpa. - Mit dem Übernahmeangebot des britisch-australischen Bergbaukonzerns Rio Tinto für den kanadischen Aluminium-Produzenten Alcan könnte der größte Aluminium- und Bauxit-Konzern der Welt entstehen.
Rio Tinto bietet für die Kanadier 38,1 Milliarden US-Dollar (27,8 Mrd Euro) in bar. Die Rio-Tinto-Aktie notierte am Nachmittag 0,8 Prozent im Minus bei 3,96 britischen Pfund, nachdem sie zwischenzeitlich um über 3 Prozent nachgegeben hatte. Die Alcan-Aktien wurden am Mittwoch in New York zuletzt mit 89,60 Dollar gehandelt.
Rio Tinto bietet den Alcan-Aktionären 101 Dollar je Aktie in bar. Damit hat Rio Tinto die Alcoa-Offerte mit einem Wert von rund 76 Dollar je Alcan-Aktie um rund ein Drittel überboten. Es handelt sich um das bisher höchste Kaufangebot durch einen Bergwerkskonzern. Alcan hatte zuvor ein feindliches Übernahmeangebot des US-Marktführers Alcoa von knapp 28 Milliarden Dollar abgelehnt.
Die Aluminiumprodukt-Sparte von Rio Tinto soll mit Alcan zur Rio Tinto Alcan mit Sitz in Montreal zusammengelegt und von Alcan-Konzernchef Dick Evans geleitet werden. Er wird Rio-Tinto-Konzernchef Tom Albanese unterstellt. Rio Tinto erwartet jährliche Synergien von 600 Millionen Dollar nach Steuern erwartet. Der Alcan-Verwaltungsrat hat den eigenen Aktionären einstimmig die Annahme des Rio-Tinto-Angebots empfohlen. Der Kauf kommt allerdings nur zustande, wenn 66,7 Prozent der Alcan-Aktionäre ihre Anteilsscheine verkaufen.
Alcan-Aufsichtsratschef Yves Fortier verwies auf das attraktive Aufgeld. Alcan ergänze das breit gefächerte Portefeuille seines Unternehmens, betonte Rio-Tinto-Aufsichtsratschef Paul Skinner. Konzernchef Albanese kündigte an, dass sich das Unternehmen weiter auf seine Bergwerks- und Metallaktivitäten konzentrieren wolle. Deshalb solle die Verpackungssparte von Alcan abgegeben werden. Rio Tinto verspricht sich durch die Übernahme auch bessere Wachstumsmöglichkeiten. Das Unternehmen kündigte eine strategische Überprüfung aller Rio-Tinto-Vermögenswerte an.
Alcoa und Alcan, die langjährigen globalen Marktführer, waren in diesem Jahr von der russischen Rusal-Gruppe, die aus einem Zusammenschluss hervorging, an der Weltspitze abgelöst worden. Rio Tinto mit Sitz in London lag auf Platz acht. Die Australier bauen ihr vor allem auf Eisenerz, Kupfer, Kohle, Uran, Gold, Diamanten und andere Rohstoffe konzentriertes Geschäft aus und vervielfachen ihre Aluminiumerzeugung.
Alcan erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von 23,6 Milliarden Dollar, einen Gewinn von 1,8 Milliarden Dollar und erzeugt jährlich 4,2 Millionen Tonnen Aluminium. Rio Tinto setzte 25,4 Milliarden Dollar um und wies einen Gewinn von 7,4 Milliarden Dollar aus. Mit Aluminium setzte Rio Tinto 3,5 Milliarden Dollar um, bei einer Jahresproduktion von 845.000 Tonnen.