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Nahrungsmittel Nahrungsmittel: Claus Hipp wirbt seit 40 Jahren mit seinem Namen

Von Daniela Wiegmann 16.10.2008, 07:03
Der Geschäftsführer des Babynahrungsherstellers Hipp GmbH, Claus Hipp, aufgenommen im Firmensitz in Pfaffenhofen in Oberbayern. (Foto: dpa)
Der Geschäftsführer des Babynahrungsherstellers Hipp GmbH, Claus Hipp, aufgenommen im Firmensitz in Pfaffenhofen in Oberbayern. (Foto: dpa) dpa

Pfaffenhofen/dpa. - Am22. Oktober feiert Hipp seinen 70. Geburtstag. An den Ruhestand denktder Vater von fünf Kindern aber noch lange nicht. «Solange ichgebraucht werde, mache ich gerne mit.» Zusammen mit seinen Brüdernund Söhnen lenkt er immer noch die Geschicke des Unternehmens mitrund 1000 Beschäftigten und widmet sich daneben mit großerLeidenschaft der Malerei. Seine Bilder, die er mit seinem TaufnamenNikolaus Hipp zeichnet, erzielen bei Kennern Spitzenpreise.

In die Firma seiner Eltern war Hipp nach einem BWL-Studium im Jahr1963 eingetreten. Von Anfang an setzte er auf den Bio-Anbau von Obstund Gemüse und wurde damit von vielen Bauern belächelt. «Wir warenAußenseiter damals», erinnert sich Hipp. Er war aber überzeugt davon,dass chemische Rückstände in Säuglingsnahrung nicht nachträglichentfernt werden sollten, sondern von Anfang gar nicht hinein dürfen.«Nur das ist die korrekte Lösung.» Dass die Bio-Bewegung einmal inMode kommt, hatte er damals kaum zu hoffen gewagt.

Heute arbeitet Hipp mit 6000 Bio-Bauern zusammen, deren Qualitätdas Unternehmen regelmäßig kontrolliert. «Dafür stehe ich mit meinemNamen», wirbt Hipp seit Jahrzehnten mit einem Foto von sich aufseinen Produkten. Aus Sicht von Werbestrategen war diesepersonalisierte Werbung ein geschickter Schachzug, um das Vertrauender Kunden im sensiblen Markt für Babynahrung zu gewinnen.

Obwohl Hipp im Vergleich zur Konkurrenz deutlich teurer ist,rückte Hipp mit einem Marktanteil von zuletzt 66 Prozent bei Babykostim Glas zum Marktführer in Deutschland auf. Im vergangenen Jahrsteigerte das Unternehmen den Umsatz in Deutschland um rund 10Millionen auf 260 Millionen Euro. Auch bei Erwachsenen ist dieBabykost gefragt: Etwa jedes vierte Gläschen wird nach Schätzungenvon Hipp von Erwachsenen verzehrt.

Wegen des Geburtenrückgangs in Deutschland will Hipp vor allem dieInternationalisierung der Firma vorantreiben. «Wir werden unserWachstum mehr im Ausland machen können als im Inland.» Zu denwichtigen Märkten im Ausland gehören für Hipp vor allemGroßbritannien, Österreich und Frankreich. Schon bei der Babykostmuss Hipp dabei aber Rücksicht auf die unterschiedlichenErnährungsgewohnheiten nehmen. So lasse sich Babynahrung mit Fisch inEngland gut verkaufen, in anderen Ländern aber kaum.

Hipp kommt noch immer täglich in sein Büro im Dachgeschoss derholzgetäfelten Firmenzentrale, in der mehrere seiner Bilder im Foyerausgestellt sind. Nur etwas kürzer getreten ist er in den vergangenenJahren. Während der Wecker früher immer um 4.30 Uhr klingelte, stehter inzwischen eine Stunde später auf. Sein erster Weg führt denbekennenden Katholiken jeden Morgen in die Kirche. Auf dem Weg insein Büro schließt er die idyllisch auf einer Anhöhe gelegeneWallfahrtskapelle Herrenrast für Besucher auf, die er vor rund 30Jahren restaurieren ließ.

Sein zweiter Rückzugsort ist sein Atelier am Rande vonPfaffenhofen. In einem verwitterten Holzhaus mit Spinnweben an derTür ist der Künstler Hipp in seinem Reich. Dort tauscht er Sakkogegen Malerschürze und widmet sich Pinsel und Staffelei. AuchStudenten der Kunstakademie im georgischen Tiflis, an der er einenLehrstuhl hat, unterrichtet er dort. Seit wenigen Wochen ist Hippauch Generalkonsul von Georgien und organisiert unter anderemHilfstransporte in das Land.

Ein großes Fest zu seinem runden Geburtstag plant Hipp nicht. DenTag will er am liebsten nur mit seiner Familie verbringen. Im Lichtder Öffentlichkeit steht er dann wieder eine Woche später, wenn inMünchen das neue Buch über Claus Hipp vorgestellt wird, in dem erseine Lebensmaxime vorstellen will: «Die Freiheit, es anders zumachen.»

Der Geschäftsführer des Babynahrungsherstellers Hipp GmbH, Claus Hipp, malt in seinem Atelier in der Nähe von Pfaffenhofen in Oberbayern. (Foto: dpa)
Der Geschäftsführer des Babynahrungsherstellers Hipp GmbH, Claus Hipp, malt in seinem Atelier in der Nähe von Pfaffenhofen in Oberbayern. (Foto: dpa)
dpa