Musikindustrie Musikindustrie: Gemischte Reaktionen auf Napster-Angebot
Hamburg/San Francisco/dpa. - Die Musikkonzerne EMI und Universal zeigten dagegen prinzipielles Interesse an einer Zusammenarbeit, äußerten US-Medien zufolge aber Zweifel an dem von Napster vorgestellten Geschäftsmodell. «Wir sind an allem interessiert, das den Umsatz unserer Künstler und Aktionäre erhöht», sagte Jay Samit, Senior-Chef von EMI Recorded Music. «Doch etwas derartiges wurde uns nicht präsentiert.»
Die Musiktauschbörse Napster hatte der Plattenindustrie am Dienstag ein Angebot in Höhe von einer Milliarde Dollar für den Fall einer Zusammenarbeit und der Beilegung der Rechtsstreitigkeiten unterbreitet. Die fünf führenden Musik-Labels sollen in den kommenden fünf Jahren zusammen jeweils 150 Millionen Dollar erhalten, für unabhängige Plattenlabels hat Napster 50 Millionen Dollar vorgesehen. Im Gegenzug erwarten Napster und sein Partner Bertelsmann, dass die Musikindustrie nicht weiter gerichtlich gegen die Tauschbörse vorgeht.
Nach Überzeugung von Universal Music Group hat Napster die Verpflichtung, ein Business-Modell zu entwickeln, das die Rechte der Künstler und Aktionäre berücksichtigt. «Nichts, was wir in der Vergangenheit und heute gehört haben legt nahe, dass Napster in der Lage ist, diese Aufgabe zu erfüllen», sagte Universal-Sprecher Bob Bernstein.
Teil des Napster-Plans ist ein neues Mitgliederkonzept: Die Nutzer der Tauschbörse sollen künftig zwischen rund drei und zehn US-Dollar monatlich für das Herunterladen von Musikdaten zahlen.
Trotz der gemischten Reaktionen äußerte sich Andreas Schmidt, Chef der Bertelsmann eCommerce Group Zuversicht. «Eine Milliarde Dollar ist eine riesige Summe. Das größte Settlement, das jemals in der Geschichte der Musikindustrie angeboten worden ist», sagte Schmidt im «RTL Nachtjournal». Beide Seiten sollten einen «Waffenstillstand» schließen und die Rechtsstreitigkeiten vorläufig ruhen lassen. Napster habe weltweit 64 Millionen Nutzer. «Ich denke, wir sind alle unter Zeitdruck, so schnell wie möglich eine Lösung zu finden, und zwar im Interesse der Konsumenten», sagte Schmidt.