Militärtechnik Militärtechnik: Deutschlands wahre Panzerknacker kommen aus Thüringen

Ebeleben/dpa. - Nahe dem kleinen Städtchen Ebeleben im IndustriegebietRockensußra verschrotten 13 Mitarbeiter der «Battle Tank DismantlingGmbH» (BTD) seit 1991 Panzer, Waffen und Kanonen. Die Firma ist dieeinzige in Europa, die Militärtechnik gemäß der KSE-Abrüstungsabkommen vernichten darf.
Fast 10 000 Panzer aus Beständen der Nationalen Volksarmee (NVA)der DDR und der Bundeswehr haben die Männer seit der Wende geknackt.«Eigentlich würde ich lieber etwas aufbauen, als kaputt zu machen.Aber es ist ja für eine gute Sache», sagt der gelernte SchlosserAdalbert Waldhelm. In drei Tagen zerlegt er ein solch tonnenschweresUngetüm in seine Einzelteile. Dabei gelten neben dem Turm mit demtypischen Panzerrohr auch der Motor, die Ketten, das Laufwerk und dieVerkleidung als einzelne Waffen.
Am 19. November 1990 hatten sich 22 Staaten der NATO und desdamaligen Warschauer Pakts verpflichtet, ihre Waffenbestände zuverkleinern. Ziel des Vertrags über Konventionelle Streitkräfte inEuropa (KSE-Vertrag) ist es, «ein stabiles Gleichgewicht ... aufniedrigerem Niveau» zu schaffen und die Fähigkeit zu beseitigen,«Überraschungsangriffe auszulösen und groß angelegteOffensivhandlungen in Europa zu beseitigen». So heißt es im aktuellenAbrüstungsbericht der Bundesregierung.
Danach darf die Bundeswehr maximal knapp 3500 Kampfpanzer, 3300gepanzerte Kampffahrzeuge, 2250 Geschütze, 765 Kampfflugzeuge und 280Angriffshubschrauber haben. Mehr als doppelt so viele militärischeGeräte müssen insgesamt vernichtet werden. «Mit den Geräten der NVAsind wir durch», sagt BTD-Geschäftsführer Peter Koch. HunderteLeopard-I-Panzer stehen auf dem Gelände, das von 25 Satellitenüberwacht wird. «Noch sieben oder acht Jahre, dann ist auch derBundeswehrbestand soweit abgerüstet», schätzt er. Auch die Schweizerhaben 650 Panzer in Rockensußra vernichten lassen. Mit weiterenLändern ist Koch im Gespräch. «Damit es auch nach 2015 weitergeht.»
Die meisten Panzer kommen per Tieflader über die Landstraße zu denPanzerknackern. «Die Eisenbahn könnte viele Panzer auf einmalbringen, aber das ist derzeit zu teuer», sagt Koch. Über jedeLieferung wird strengstens Buch geführt. Ist alles in Ordnung, werdenzunächst Turm und Fahrgestell getrennt und alle von außen zusätzlichangebrachten Bauteile entfernt. «Dann blutet der Panzer erstmal aus:Öl, Kraftstoff und sonstige Flüssigkeiten müssen raus.»
Danach kommt der Panzer in die Halle. Zuerst baut Waldhelm den 850PS starken Motor aus. «Dann folgen der Kampfraum, das Laufwerk undZieleinrichtung», sagt der 49-Jährige. Noch könnte alles wiederzusammengesetzt werden. Die Demontage folgt strengsten Vorschriftenund vor der eigentlichen Zerstörung wird alles noch einmalkontrolliert. «Auch wenn so manches Teil sich gut verkaufen ließe -die Motoren etwa würden die Chinesen gern in ihre Schiffe einbauen -wir dürfen sie aber nur zerstören und den Schrott danach verkaufen»,erklärt Chef-Abrüster Koch.
«Mit dem Schneidbrenner werden die Teile nach festen Regelnzerschnitten.» Der «heilige» Schnitt ist das Abtrennen des Rohres.«Jetzt ist er richtig Schrott», sagt Waldhelm. Übrig bleiben je nachGerät zwischen 25 und 50 Tonnen Stahl, dazu Aluminium und andereMetalle, die verkauft werden.