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Meissen Meissen: Vernichtung des Porzellans zum Werterhalt

16.11.2010, 15:56

Meißen/dpa. - Die Porzellan-Manufaktur hat im eigenen Haus einen Scherbenhaufenangerichtet - allerdings bewusst. Die Vernichtung «unverkäuflicherAltbestände» geschah, um den Wert der berühmten Marke hoch zu halten.

Die Porzellan-Manufaktur Meissen hat diegezielte Vernichtung eigener Produkte als «weiteren Schritt bei dererfolgreichen Sanierung» dargestellt. «Ein solcher Bestandsabbau wirdvon allen führenden Premium- und Luxusmarkenanbietern weltweit alsgängige Praxis zur Kostenoptimierung und Wertsicherung der Markebetrieben», hieß es in einer am Dienstag verbreiteten Stellungnahme.Die betreffenden Waren seien als «unverkäufliche Altbestände»klassifiziert und am 14. Oktober in der Manufaktur zerstört worden.Dem sei ein einstimmig gefasster Beschluss des Aufsichtsratesvorausgegangen. Welchen Wert das zerschlagene Porzellan hatte, sollaus «geschäftsstrategischen Gründen» geheim bleiben.

Eine erste Meldungen über den Scherbenhaufen im eigenen Haus waram Sonntag aufgetaucht. Als Quelle diente der Aufsichtsratschef desUnternehmens, Sachsens früherer Ministerpräsident Kurt Biedenkopf(CDU). Die Geschäftsführung des Staatsbetriebes gab zunächst keinenKommentar ab. Medien berichteten von «nächtlichenZerstörungsaktionen», die in Meißen für Unruhe sorgten. Durch dieGeräusche, die beim Zerschmettern des edlen Porzellans entstanden,seien Anwohner im Umfeld des Betriebes aufmerksam geworden und hättendaraufhin die Polizei verständigt, hieß es.

Am Dienstag stellte die Manufaktur das Geschehen klar. DieGeschäftsführung habe bewusst entschieden, die zu «entsorgendenAltbestände nicht "heimlich" an andere Stelle zu transportierten,sondern die Zerstörung in der Manufaktur selbst vorzunehmen, um einemissbräuchliche Verwendung auszuschließen». Mit Rücksicht auf dieBesucher habe die Entsorgung um 17.00 Uhr begonnen, und sei nicht -wie bislang berichtet - zu nächtlicher Stunde erfolgt.

«Durch die eingeleiteten Maßnahmen der Sortimentsoptimierung unddes Strukturwandels verfolgen wir das Ziel, solche Bereinigungen inZukunft auf ein Minimum zu reduzieren und unsere Produktion nochbesser auf die Bedürfnisse unserer Zielgruppen auszurichten», betonteGeschäftsführer Christian Kurtzke. «Mit diesem Schritt haben wir einentscheidendes Ziel der seit zwei Jahren andauernden Aufräumarbeitenin der Manufaktur abgeschlossen.» Mit optimierten Prozessen könne mandie Risiken großer Vorproduktionen von vornherein vermeiden. «Aus demträgen Tanker wird eine Flotte von Schnellbooten.»

Aktuell sieht sich das Unternehmen mit einem Wachstum von etwa 30Prozent in den eigenen Boutiquen in Deutschland auf Erfolgskurs.Einen wesentlichen Einfluss auf das Jahresergebnis 2010 werde jedochdas anstehende Weihnachtsgeschäft haben. Kurtzke hatte das berühmteUnternehmen 2008 übernommen, um es nach verlustreichen Jahren wiederauf Erfolgskurs zu bringen. Bis Ende August hatte die Manufaktur wiezuvor angekündigt 180 der bislang 784 Jobs abgebaut.