Lufthansa und TUI wollen neue Fluggesellschaft gründen
Hannover/London/Frankfurt/dpa. - Der TUI-Konzern und die Deutsche Lufthansa wollen mit einer neuen Fluggesellschaft der wachsenden Konkurrenz der Billigflieger Paroli bieten. Dazu sollen die deutschen Flugtöchter der TUI, der Billigflieger Germanwings und die Regionalgesellschaft Eurowings in einer eigenständigen Holding verschmolzen werden.
Eine entsprechende Absichtserklärung sei am Dienstag unterzeichnet worden, teilten die TUI und die Lufthansa mit. Damit würde ein starkes Gegengewicht zur zweitgrößten deutschen Airline Air Berlin entstehen, die mit der Übernahme von dba und LTU sowie der geplanten Integration von Condor auf einen kräftigen Expansionskurs eingeschwenkt war.
«Spätestens zum Sommerflugplan 2009 sollten wir in dem neuen Joint Venture fliegen», sagte der Chef der deutsch-britischen TUI-Tochter TUI Travel, Peter Long, am Dienstag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Die deutsche Airline-Tochter TUIfly, die Anfang 2007 aus der Fusion der TUI-Billigairline HLX und des Ferienfliegers Hapagfly entstanden war, hatte insbesondere zu Beginn Auslastungsprobleme und musste mehr Einzelplätze und zu günstigeren Preisen als geplant verkaufen - das belastete das Ergebnis von TUI Travel mit rund neun Millionen Euro. Long hatte daher bereits im vorigen Jahr die Sitzplatzkapazitäten verringert.
Wie der Flugsektor bei TUI aufgeteilt und die neue Zusammenarbeit mit Lufthansa aussehen könnte, dazu machte Long keine Angaben. Es sei auch möglich, dass das Joint Venture gar nicht zustande komme. Man befinde sich noch in einem sehr frühen Stadium.
In früheren Medienberichten hatte es geheißen, Lufthansa und TUI könnten jeweils 40 Prozent der Anteile halten und der Miteigentümer von Eurowings, Albrecht Knauf, 20 Prozent. Eine solche Konstellation würde erlauben, dass es einen eigenen Tarifvertrag für das Joint Venture geben könnte. Eurowings gehört zu knapp 50 Prozent der Lufthansa, Germanwings ist eine komplette Tochter der Eurowings.
100 Tage nach der Fusion der TUI-Tourismussparte mit dem britischen Veranstalter First Choice zur TUI Travel berichtete Long weiter, der Zusammenschluss bringe mehr Einsparungen als zunächst erwartet. Bis 2010 sollen die Synergien 150 Millionen Pfund jährlich betragen, 50 Millionen mehr als bisher vorausgesagt. Allerdings werden diese Synergien durch höhere Restrukturierungskosten teilweise wieder aufgefressen. Diese schlügen mit 180 Millionen Pfund bis Ende September 2009 zu Buche. Die Kapitalrendite soll sich auf 5,5 Prozent verdoppeln. «Wir werden uns auf die Verbesserung der Margen im Konzern konzentrieren», sagte Long.
TUI Travel kündigte zudem weitere Zukäufe an. In Nordamerika hat das Unternehmen dabei Studenten-Reiseanbieter im Blick, im Asien- Pazifik-Raum Online-Veranstalter. Dort würden hohe Margen und ein starkes Wachstum erwartet, sagte Long. Für die Zukäufe stünden jährlich rund 150 Millionen britische Pfund (202 Millionen Euro) bereit.
Für den kommenden Sommer verzeichnet TUI Travel derzeit wachsende Buchungsumsätze. Die schwächere Wirtschaftsentwicklung wirke sich bislang nicht auf die Urlaubsbuchungen aus. Im Mitteleuropa einschließlich Deutschland lägen sie derzeit mit 8 Prozent im Plus, in Westeuropa mit 9 Prozent. In Nordeuropa betrage der Zuwachs 12 Prozent, in Großbritannien 8 Prozent.
TUI Travel war im vergangenen Jahr aus dem Zusammenschluss der TUI-Touristiksparte mit der britischen First Choice Holidays entstanden. Der deutsche TUI-Konzern kontrolliert 51 Prozent der Stimmrechte.