Loburger Insolvenzverfahren Loburger Insolvenzverfahren: Den Pleitegeier verscheucht
Loburg/MZ. - Albtraum Pleitegeier. Wenn der beutegierige Aasfresser in einem Unternehmen landet, bleibt in 90 Prozent aller Fälle nur die Möglichkeit, es entweder platt zu machen oder aber mit einer Rumpf-Belegschaft wenigstens eine Auffanglösung zu ermöglichen. So die Erfahrung des halleschen Rechtsanwaltes Volkhard Frenzel, einem der erfahrensten Insolvenzverwalter des Landes. In der Storchenstadt Loburg (Landkreis Anhalt-Zerbst) gelang es mit Können und Geschick, den Krisenvogel zu verscheuchen. Bei einem der zehn größten Fensterproduzenten Deutschlands schaffte es die Anwaltskanzlei im Zusammenspiel mit Partnern, eine aus dem Rahmen fallende Lösung zu finden: Alle rund 250Arbeitsplätze wurden gerettet. Der 11. März 2003 wurde für die Berg GmbH Fenster- und Türenbau Loburg zum rabenschwarzen Tag. Nachdem die westdeutschen Besitzer die Altschulden, die sich nach investierten neun Millionen Euro aufgetürmt hatten, nicht mehr bedienen konnten, stellten sie Insolvenzantrag. Damit sah es für insgesamt 250 Mitarbeiter - in Loburg selbst, aber auch noch in Filialen im nahe gelegenen Rosian sowie in Essen und im sächsischen Zeithain - düster aus. Der vom Amtsgericht Dessau zum Insolvenzverwalter bestellte Anwalt Frenzel entschloss sich nach Prüfung der Firmendaten, die Produktion bei persönlicher Haftung fortzuführen. Er setzte alle Hebel in Bewegung, um den Betrieb und die Jobs zu retten. Ein solider Auftragsbestand war ein Plus. Und es gab einen leitenden Angestellten namens Jörg Telsemeyer, der es sich zutraute, Unternehmer zu werden und die Firma mit Zustimmung des Insolvenzverwalters neu zu gründen. Frenzel erreichte, dass zwei Kreissparkassen dem neuen Firmenchef Kredit zum Kauf der Gebäude und der Maschinen bewilligten. Möglich wurde das allerdings erst, nachdem das Land eine entsprechende Bürgschaft übernahm. Das Arbeitsamt zahlte den Beschäftigten insgesamt 900000 Euro Insolvenzausfallgeld. Weil statt Werksschließung ein Neubeginn in Sicht war, gelang es, die besten Kräfte, nach denen die Konkurrenz schon die Fühler ausgestreckt hatte, zu halten. Telsemeyer und drei weitere Gesellschafter konnten schließlich nach mühevoller Vorarbeit am 1. Mai 2003 das neue Unternehmen gründen. Es firmiert unter Berg GmbH Fenster- und Fassadenbau Loburg. Inzwischen hat der Neuling am Markt Fuß gefasst. Der Auftragsbestand sichert nach Angaben Telsemeyers Vollauslastung bis zum Jahresende. Der geplante Umsatz von zwei Millionen Euro pro Monat werde derzeit überschritten. Und das alles bei einer für die Branche ungewöhnlich niedrigen Reklamationsquote. "Es wäre eine Schande gewesen, eine solch schicke Firma dicht zu machen", zeigt sich Frenzel erleichtert und genießt den Erfolg, der einem hartgesottenen Insolvenzverwalter nicht immer beschieden ist.