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Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie: Vom Hilfsarbeiter zum Wissenschaftler

Von Ines Krause 22.10.2005, 14:31

Halle/MZ. - Eigentlich ist Detlef Grögerkein Insider mehr. Vor mehr als zehn Jahrenhat er sich aus dem Forschungsbetrieb in denRuhestand verabschiedet. "Insofern war ichschon überrascht, dass man sich an mich erinnerthat", sagt der 76-Jährige, der zuletzt alsAbteilungsleiter am Leibniz-Institut für Pflanzenbiochemie(IPB) auf dem halleschen Weinberg-Campus tätigwar. Seiner erinnert hat sich die Gesellschaftfür Arzneipflanzenforschung, die Gröger kürzlichin Florenz den renommierten Egon-Stahl-Preisin Gold für sein Lebenswerk verlieh.

Grögers Leistungen sind vor allem mit demNamen Kurt Mothes verbunden. Der weltberühmteWissenschaftler, nach dem heute in Halle sogareine Straße benannt ist, baute in den 50erJahren den Vorläufer des heutigen IPB auf.Mothes, damals auch Leopoldina-Präsident,holte Gröger nach Halle. "Durch ihn herrschteim Institut auch in den schwierigen Zeitender DDR immer ein weltoffenes Klima", sagtGröger, der Mothes schließlich wohl auch seinenersten großen Amerika-Aufenthalt zu verdankenhatte.

Im Frühjahr des Jahres 1961, im Jahr des Mauerbaus,ging Gröger gemeinsam mit seiner Frau Lisanach Seattle. Trotzdem kehrten sie ein Jahrspäter in die DDR zurück. "Ich hatte Mothesmein Wort gegeben, dass ich zurückkomme. Undich wollte ihn nicht enttäuschen", so Gröger,auf dessen Schreibtisch noch heute ein Porträtdes großen Wissenschaftlers steht.

Grögers Weg in die Forschung war steinig,aber "durchaus typisch für die damalige Zeit".Nach dem Abitur wurde er zunächst Hilfsarbeiterin der Wolfener Filmfabrik. Anschließend studierteer Pharmazie und arbeitete in einer Apotheke.Weil ihn aber eigentlich die Wissenschaftinteressierte, hinterließ er seine Adresseim Institut für Kulturpflanzenforschung inGatersleben, "für den Fall, dass da mal einePromotionsstelle frei werden würde". Irgendwannmeldete sich Mothes, der damals in Gaterslebenforschte und fragte, ob Gröger bei ihm anfangenwolle.

Damit war der Weg in die Wissenschaft frei.Gröger promovierte 1957 über das Mutterkorn,einen Pilz, der vornehmlich Roggen befällt.Ein Jahr später kam er mit Mothes nach Hallean das damals neu gegründete Institut fürBiochemie der Pflanzen, das heutige IPB. Dorthabilitierte er und wurde 1971 zum Professorder Akademie der Wissenschaften berufen. Trotzder restriktiven Forschungsbedingungen inder DDR kooperierte er mit mehr als 100 Wissenschaftlernaus aller Welt. Seine Schaffenskraft schlägtsich in etwa 260 Publikationen und 20 Patentennieder.

Zu seinem Institut fühlt sich der zweifacheVater und vierfache Großvater Gröger nochheute hingezogen. Er ist regelmäßig dort,trifft sich mit alten Kollegen und hält sogarVorträge. Und er unterhält auch Kontakte zuWissenschaftlern in aller Welt. Denn, so meinter: "Von der Wissenschaft kommt man nie soganz los".