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Lebensmittel Lebensmittel: Viel zu gut für die Tonne

Von Katja Tichomirowa 18.03.2012, 18:11

Berlin/MZ. - Immerhin jeder Fünfte gibt einer aktuellen Forsa-Umfrage zufolge an, die Diskussion um das Mindesthaltbarkeitsdatum habe seinen Umgang mit Lebensmitteln verändert. Eine große Mehrheit von 81 Prozent der Befragten nimmt die Diskussion über das Mindesthaltbarkeitsdatum wahr.

Die Hauptschuld für die Vergeudung von Nahrungsmitteln sehen die Verbraucher indes nicht bei sich selbst, sondern bei Handel und Großverbrauchern. Demnach glauben 32 Prozent der Befragten, die größten Mengen an Lebensmittelabfällen fielen in den Supermärkten an. 22 Prozent sind der Ansicht, dass Kantinen und Gaststätten die größten Lebensmittelverschwender seien. Dagegen sieht nur ein Drittel die Hauptschuld bei den privaten Haushalten. Das Verbraucherschutzministerium will heute eine Aufklärungskampagne mit vier Millionen Flugblättern in Supermärkten starten.

Erst in der vergangenen Woche hatte eine Untersuchung der Universität Stuttgart ergeben, dass der weitaus größte Teil der noch genießbaren Lebensmittel in den Abfalltonnen privater Haushalte landet. Rund 6,7 Millionen Tonnen Lebensmittel werfen die Bundesbürger jährlich weg.

Das sind knapp 82 Kilogramm pro Person und Jahr und ein Gegenwert von etwa 235 Euro. Damit sind die Privathaushalte für 61 Prozent der insgesamt etwa elf Millionen Tonnen Lebensmittel verantwortlich, die pro Jahr in Deutschland als Abfall entsorgt werden. Der geringere Teil der noch genießbaren Lebensmittel wird vom Handel (fünf Prozent) und der Gastronomie (34 Prozent) entsorgt.

Die Bundesländer sollen nach dem Willen von Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) Ernährungsunterricht in den Lehrplänen für die Schulen verankern. Alle müssten lernen, Lebensmittel mehr wertzuschätzen: "Das fängt in der Schule an. Gesunde, bewusste Ernährung und der richtige Umgang mit Lebensmitteln sollte in den Lehrplänen so selbstverständlich sein wie Mathe und Sport", schrieb Aigner in einem Zeitungsbeitrag.

Die Politikerin kritisierte die Wegwerfkultur der Bundesbürger bei Lebensmitteln: "Wir können uns diese alltägliche Verschwendung nicht länger leisten - sie schadet der Umwelt, kostet uns bares Geld und verschärft den Preisdruck auf dem Weltmarkt." Die Rechnung zahlten am Ende notleidende Menschen in den Entwicklungsländern - "denn alles, was wir ungenutzt in die Tonne werfen, verknappt das Angebot."

Laut der Forsa-Studie des Verbraucherschutzministeriums werfen die Deutschen vor allem Obst weg: 43 Prozent der Befragten gaben laut "Bild am Sonntag" an, im letzten Monat Früchte und Gemüse weggeworfen zu haben. Ein Drittel (32 Prozent) entsorgte Milchprodukte. Backwaren wurden von 24 Prozent der Befragten einmal im letzten Monat weggeworfen, Fleisch und Fisch von 15 Prozent. Interessant: Westdeutsche werfen häufiger Lebensmittel weg als Ostdeutsche. Jüngere entsorgen Lebensmittel häufiger als Ältere, Gutverdiener häufiger als Geringverdiener.