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Lebensmittel Lebensmittel: Keks-Buchstaben kommen aus Sachsen

Von Gudrun Janicke 28.06.2006, 07:17
Der Unternehmer Dr. Hartmut Quendt (r.) probiert mit seinem Sohn Matthias Quendt in der Dresdner Dr. Quendt Backwaren GmbH an einem Laufband «Russisch Brot». (Foto: dpa)
Der Unternehmer Dr. Hartmut Quendt (r.) probiert mit seinem Sohn Matthias Quendt in der Dresdner Dr. Quendt Backwaren GmbH an einem Laufband «Russisch Brot». (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Dresden/dpa. - Vor 15 Jahren gründete er die Dr. QuendtBackwaren GmbH mit einer Hand voll Mitarbeiter. Heute gibt es einenflorierenden mittelständischen Betrieb mit 100 Mitarbeitern undKunden weltweit. Der feiert an diesem Samstag (1. Juli) auf demFirmengelände in Dresden beim Tag der offenen Tür 15 Jahre Dr. Quendtund 130 Jahre Dresdner Backkunst.

Zu DDR-Zeiten arbeitete der Konditor und promovierteLebensmitteltechniker noch in einem Backbetrieb. Dort entwickelte ereine Anlage zur industriellen Produktion des beliebten Gebäcks. «Inder sozialistischen Mangelwirtschaft sollte damit der Bedarf gedecktwerden», sagt Marketingchefin Michaela Grumpelt. Doch dann kam dieWende, der volkseigene Betrieb wurde aufgelöst. Dr. Quendt retteteseine Maschine, die verschrottet werden sollte, und startete eineFirma, der er seinen Namen gab.

Das Unternehmen hat sich traditionellen Backspezialitätenverschrieben und beruft sich auf die vor 130 Jahren gegründeteDresdner Spezialitätenbäckerei. Der ehemalige Königliche Hoflieferantwurde in der DDR verstaatlicht, als VEB Dauerbackwaren überstand erdie Wende nicht.

Bei der Produktentwicklung werde nun vor allem Wert auf gesundenGenuss möglichst ohne Reue gelegt. Das ist die Philosopie des 65-jährigen Quendt, der die aktuellen Geschäfte in die Hände seinesSohnes Matthias gegeben hat. Aktuell gehe es um einen Keks ohneKristallzucker und ohne Fett, sagte Grumpelt. Bio-Produkte oderSnacks mit der indianischen Kulturpflanze Topinambur seien auchgefragt.

«Renner ist aber noch das Russisch Brot», sagt Grumpelt.Bundesweit haben Handelsketten die Dresdner im Programm - rund 20Artikel, auch Dinkel- und Salzgebäck, Waffelbrot und Oblaten. Aus derFirma kommt ebenso Dresdner Christstollen. Die ersten Exemplare derSaison werden schon Anfang August gebacken. Sie sind wegen weiterTransportwege für Kunden in Übersee bestimmt. Zu Geschäftszahlenmacht das Unternehmen keine Angaben.

Sachsen nimmt für sich in Anspruch, Erfinder des Russisch Brot ausZucker, Mehl, Eiweiß, Kakao, Karamell, Malz und Vanille zu sein. Nachder Quendtschen Chronik soll der Dresdner Bäckergeselle FerdinandWilhelm Hanke als erster die Rezeptur aus St. Petersburg mit nachSachsen gebracht haben. «Hier wurde Deutschlands erstes Russisch Brotgebacken», ist sich Firmengründer Quendt sicher. Nach anderenBerichten wurde es erstmals in Wien gesichtet.

In Russland ist es hingegen heute unbekannt. Auch werden keinekyrillischen, sondern nur lateinische Buchstaben gebacken.«Theoretisch kann man sich aus den 50 Keksen in einer Packung einvollständiges Alphabet zusammensammeln, wenn der Zufall nicht beimFüllen dabei wäre», sagt Grumpelt. «Wer nascht, braucht ein paarTüten, um von A bis Z alle Lettern komplett zu haben.»