Landwirtschaft Landwirtschaft: Bauernverband klagt über zu wenige Erntehelfer

Berlin/dpa. - Die vorgegebenegeringere Zahl osteuropäischer Saisonarbeitskräfte werde durch dieBeschäftigung einheimischer Arbeitsloser nicht aufgefangen,kritisierte der Verband am Donnerstag in Berlin. «Dies zwingt dieBetriebe, ihren Anbau zu reduzieren.» Als Folge könnten Arbeitsplätzein der Weiterverarbeitung wegbrechen. Der Bauernverband, die land-und forstwirtschaftlichen Arbeitgeber und die FDP-Bundestagsfraktionforderten die Bundesregierung zu einer schnellen Änderung auf.
Nach der Regelung von Bundesarbeitsminister Franz Müntefering(SPD) und Bundesagrarminister Horst Seehofer (CSU) sollen mehrArbeitslose in der Ernte eingesetzt werden. Jeder Betrieb darf nurnoch 80 Prozent der Zahl ausländischer Erntehelfer von 2005beschäftigen, in Sonderfällen bis zu 90 Prozent. Davon sind bisherbesonders Spargelbauern betroffen, die auf Saisonarbeitskräftebesonders aus Polen setzen. Sie befürchten wirtschaftliche Einbußen.Rund 325 000 Erntehelfer aus den neuen EU-Staaten waren 2005 beideutschen Winzern, Spargel- und Obstbauern im Einsatz.
Einer Umfrage des Bauernverbands und der Arbeitgeber unter 400Landwirten zufolge nahmen von rund 2000 beantragten deutschenArbeitslosen knapp 600 eine Arbeit an, während nach einer Woche nurnoch etwa 300 übrig waren. «Das zeigt, dass die Praxis bei allenBemühungen der Agenturen für Arbeit nicht funktioniert», sagte derGeschäftsführer des Arbeitgeberverbands für die Land- undForstwirtschaft, Burkhard Möller, der dpa.
Das Bundesarbeitsministerium hält die Kritik des Bauernverbandsnicht für nachvollziehbar. Die vorgesehene Zahl an deutschenArbeitslosen als Erntehelfer sei bereits mehr als erfüllt, sagte eineMinisteriumssprecherin. «Ende Mai waren mehr als 40 000 inländischeBewerber bereit, in der Landwirtschaft als Saisonarbeitskräfte zuarbeiten.» Die Bundesagentur für Arbeit habe sich daher verhaltenpositiv geäußert.
Die FDP-Bundestagsfraktion verlangte einen Stopp der Regelung.«Solange die heimischen Arbeitskräfte nicht in der Lage oder willenssind, die schweren Arbeiten in der Landwirtschaft anzunehmen, kanndies auch nicht staatlich verordnet werden», sagte FDP-AgrarpolitikerHans-Michael Goldmann. Die frühere Regelung müsse wieder gelten,damit die Betriebe wie bisher auf Erntehelfer zurückgreifen könnten.