Kurzporträts Kurzporträts: Mitglieder des Aufsichtsratspräsidiums von Volkswagen
Wolfsburg/dpa. - Das Präsidium des VW-Aufsichtsrats, das amMittwoch in Wolfsburg das Rücktrittsangebot von PersonalvorstandPeter Hartz angenommen hat, hat vier Mitglieder:
FERDINAND PIËCH - ist Vorsitzender des Aufsichtsrats. Der heute68-Jährige stand neun Jahre lang, von 1993 bis 2002, an der Spitzevon VW. Unter Führung von Piëch wurde das «System Volkswagen»manifestiert - die enge Beziehung zwischen Management, Betriebsratund Gewerkschaft, als dessen Protagonist Hartz gilt. Piëch hatteHartz 1993 zu VW geholt. Dessen Rücktritt lehnte er Anfang Juli nochkategorisch ab. Der technikbegeisterte Piëch hatte als VW-ChefMilliardensummen in den Kauf von Nobelmarken wie Bugatti und Bentleyund in die Produktion des Oberklassenmodells Phaeton investiert.Damit wollte der Porsche-Enkel die Premium-Hersteller Mercedes undBMW angreifen. Diese Luxuswagenstrategie war und ist heftigumstritten. In der VW-Korruptionsaffäre ist der frühereVorstandsvorsitzende zuletzt selbst unter Druck geraten.
CHRISTIAN WULFF - vertritt als Ministerpräsident des LandesNiedersachsen zugleich den größten Einzelaktionär von Volkswagen. Dasumstrittene VW-Gesetz räumt dem Land überproportionalen Einfluss undzwei Sitze im Aufsichtsrat ein. In der VW-Korruptionsaffäre hat Wulffvon Beginn an konsequente und umfassende Aufklärung verlangt. DerCDU-Politiker fordert eine «ergebnisoffene» Untersuchung. «Niemandist sakrosankt, niemand bekommt einen Persilschein, niemand bekommtAbsolution, während noch ermittelt wird», erklärte Wulff, nachdemPiëch Vorwürfe gegen Hartz zurückgewiesen hatte. Bei der Entscheidungfür einen Hartz-Nachfolger müsse VW die Chance nutzen, zu einemNeuanfang zu kommen. Wulff soll bei der Besetzung des PostensKandidaten von außerhalb des Konzerns favorisieren. Der heute 46-Jährige war mit der Übernahme der Regierungsverantwortung inNiedersachsen 2003 auch in den VW-Aufsichtsrat eingezogen.
JÜRGEN PETERS - der IG Metallchef ist stellvertretenderVorsitzender des VW-Aufsichtsrats. Als Vertreter derArbeitnehmerseite hat er das Vorschlagsrecht für denPersonalvorstand. Peters hatte für die Hartz-Nachfolge zunächst denAudi-Personalvorstand Horst Neumann favorisiert, zuletzt aber aucheinen externen Kandidaten nicht mehr grundsätzlich ausgeschlossen.Der IG Metall-Chef hat wiederholt vor Vorverurteilungen in derKorruptionsaffäre gewarnt. Die «aufopferungsvolle Arbeit» derBetriebsräte dürfe nicht diskreditiert werden, «weil Einzelnewomöglich Schuld auf sich geladen haben». In der IG Metall war Peters1988 Bezirksleiter in Niedersachsen geworden, wo er sich vor allemals innovativer Tarifpolitiker einen Namen machte. Seit 2003 stehtder 61-Jährige an der Spitze der Metall-Gewerkschaft.
BERND OSTERLOH - ist neuer Gesamtbetriebsratsvorsitzender von VW.Der Aufsichtsrat hatte ihn per Umlaufbeschluss mit sofortiger Wirkungins Präsidium des Kontrollgremiums gewählt. Der 48-Jährige tritt dortdie Nachfolge des zurückgetretenen Betriebsratschefs Klaus Volkertan, der auch sein Mandat im Aufsichtsratspräsidium niedergelegt hat.Nach den Verdächtigungen gegen den Betriebsrat wegen angeblicherKorruption und Lustreisen hat Osterloh eine «gläserne Kasse»angekündigt. Einen Pauschaletat für Spesen werde es bei ihm nichtgeben, der Betriebsrat werde sich nicht «kaufen» lassen. Osterlohwill die traditionell starke Rolle des Betriebsrats bei VW bewahren.Von seinem Vorgänger, dem zu große Nähe zur Unternehmensspitzevorgeworfen wurde, hat er sich deutlich abgegrenzt. Der gelernteIndustriekaufmann kam 1977 zu VW und wurde 1990 in den Betriebsratgewählt.