Korruptionsvorwurf Korruptionsvorwurf: Ermittlungen gegen Bahn-Tochter DB Energie und Getec AG
Magdeburg/MZ. - Karl Gerhold ist Vorstandschef des Magdeburger Energie-Dienstleisters Getec, Schatzmeister der Landes-CDU und Verwaltungsratsvorsitzender des Mitteldeutschen Rundfunks. Dennoch ist Gerhold einer, der in der Öffentlichkeit wenig bekannt ist. Das änderte sich am Mittwoch, als bekannt wurde, dass die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Main) wegen Korruptionsverdacht gegen Gerhold und zwei weitere Getec-Mitarbeiter sowie drei Mitarbeiter der Bahn-Tochter DB Energie ermittelt. Das bestätigte am Mittwoch Doris Möller-Scheu, Sprecherin der Behörde.
Die Getec soll Geld und Sachleistungen an die DB Energie gezahlt haben, um Aufträge in Millionenhöhe zu erhalten. Bereits vor zwei Wochen seien daher sowohl Büros der Getec und der DB Energie als auch das Wohnhaus Gerholds in Hannover durchsucht worden, so Möller-Scheu. Es sei "viel Material beschlagnahmt worden", das nun ausgewertet werde. Mit Ergebnissen sei nicht vor Jahresende zu rechnen, es müsse jeder einzelne Zahlungsvorgang geprüft werden.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur dapd handelt es sich bei einem der Verdächtigen bei der Bahn um den langjährigen Bekannten von Gerhold, Hans S. Beide hätten Anfang der 1990er Jahre in einer niedersächsischen Firma zusammengearbeitet. S. wechselte zur DB Energie. Dort habe er mit Auftragsvergaben zu tun gehabt, bei denen die Getec offenbar häufig zum Zuge kam. Laut einem Schreiben von S. soll Getec 60 Liegenschaften der Bahn mit Wärme versorgen. Während die Bahn eine lückenlose Aufklärung zusicherte, dementierte die Getec alle Vorwürfe. Es habe keine Zahlungen gegeben, "die den Tatbestand oder auch nur den Anschein von Korruption beinhalten".
Die Linke forderte Gerhold auf, sein Amt als Chef des MDR-Verwaltungsrates ruhen zu lassen. Gerhold ließ auf Anfrage der MZ mitteilen, dass er nicht plane, das MDR-Amt oder die Tätigkeit als CDU-Schatzmeister aufzugeben, da diese "in keinem Zusammenhang mit den Ermittlungen stehen". CDU-Landeschef Thomas Webel reagierte auf Anfragen zum Thema Gerhold am Mittwoch nicht.
