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Karmann Karmann: Insolvenzverwalter gibt sich optimistisch

09.04.2009, 13:51

Osnabrück/dpa. - Die Marke sei mehr als 100 Jahre altund habe weltweit einen hervorragenden Ruf, sagte der FrankfurterAnwalt Ottmar Hermann am Donnerstag in Osnabrück. «Wir haben einepositive Betriebsstruktur vorgefunden, auf der wir aufbauen können»,betonte er. Wie hoch der akute Finanzbedarf des Unternehmens sei,könne er noch nicht sagen. Wegen des Insolvenzrechts seien die Löhnefür drei Monate gesichert. Das gelte auch für die Mitarbeiter, diedem Übergang in eine Transfergesellschaft zugestimmt hätten. Von derInsolvenz sind 3470 Mitarbeiter betroffen.

 Wichtig sei es, in die Zukunft zu schauen, sagte er mit Blick aufden seit langer Zeit schwelenden Konflikt zwischen denEigentümerfamilien und der Belegschaft. Die Gesellschafter hätten mitder Eröffnung des Insolvenzverfahrens keinen Einfluss mehr auf dasGeschäft. Er schloss aber nicht aus, sie wieder «mit ins Boot» zuholen. Auch mit der Landesregierung werde er Gespräche führen.

«Wir suchen nach Investoren», sagte er. Am wichtigsten sei,schnell Finanzmittel zu finden. Er wolle mit Lieferanten, Kunden undder Belegschaft reden, damit der Betrieb fortgesetzt werden könne.«Wir haben gute Kunden, die sicherlich gerne weiter mit uns Geschäftemachen wollen», sagte Hermann. «Die Insolvenz ist kein gutesMarkenzeichen», betonte er. Das Unternehmen müsse so rasch wiemöglich wieder flüssig werden. Wie viele der Arbeitsplätze zumSchluss übrigbleiben werden, wisse er noch nicht. Grundsätzlich seibei einer Insolvenz jeder Arbeitsplatz bedroht.

Zu Details, ob zum Beispiel die Transfergesellschaft für mehr als1300 vor der Entlassung stehenden Mitarbeiter wie geplant ihre Arbeitaufnehmen kann, wollte er sich noch nicht äußern. Am Dienstag nachOstern sollte die Gesellschaft ursprünglich starten, die dieArbeitnehmer mit Schulungen auf den Arbeitsmarkt vorbereiten soll.Auch konnte er nicht beantworten, ob es potenzielle Investoren fürdas Gesamtunternehmen oder Unternehmensteile gebe. Karmann solle soweit wie möglich erhalten werden, sagte er.

Der Osnabrücker IG-Metall-Chef Hartmut Riemann sagte, er sehe inder Insolvenz eine Chance für einen Neuanfang. «Natürlich hätteKarmann gerettet werden können.» Er warf den GesellschafterfamilienKarmann, Battenfeld und Boll vor, nicht genügend unternommen zuhaben, um die Zahlungsunfähigkeit zu verhindern. Das Unternehmen habeVerhandlungen um einen 30-Millionen-Euro-Kredit geführt. Es habebereits Signale des Landes gegeben, dafür die Bürgschaft zuübernehmen, allerdings nur bis zu einer Höhe von 80 Prozent. Für dierestlichen 20 Prozent hätten die Eigentümer einstehen müssen. DieFamilien seien dafür verantwortlich, dass die Kreditverhandlungengescheitert seien, sagte der Gewerkschafter.

Karmann hatte am Mittwoch wegen drohender Zahlungsunfähigkeiteinen Insolvenzantrag gestellt. Die weltweite Autokrise und dieSozialplankosten hätten zu dem Schritt geführt, begründete dasUnternehmen. Karmann will den Bau von Autos komplett aufgeben, weilseit Jahren keine neuen Aufträge mehr eingegangen sind. DasUnternehmen will künftig nur noch Dachsysteme liefern und sich aufdie Entwicklung konzentrieren. Von der für den Mai geplantenSchließung des Fahrzeugbaus sind mehr als 1300 Mitarbeiter betroffen.Karmann erwirtschaftete im Jahr 2007 mit knapp 7000 Mitarbeiternweltweit einen Umsatz von 1,5 Milliarden Euro.