Job und Freizeit Job und Freizeit: Angst vor nackten Tatsachen in der Sauna
Viele Deutsche wollen ihrem Chef nicht in der Sauna begegnen. Der Mensch ist ein furchtsames Wesen. Mancher hat Angst vor Außerirdischen, viele sorgen sich um Geld und Gesundheit. Doch die ärgste aller Horrorvorstellungen hat jetzt eine Emnid-Umfrage für die Novemberausgabe des Monatsmagazins „Reader’s Digest“ an den Tag gebracht: Die Mehrheit der Deutschen will in der Sauna auf keinen Fall nackt dem Vorgesetzten begegnen. 58 Prozent der Befragten sahen das so.
Bei den Frauen fällt das Ergebnis noch eindeutiger aus. Zwei Drittel von ihnen fänden es furchtbar, ohne alles vor dem Chef zu stehen. Begreiflich ist das schon, auch bei den Männern. Man stellt sich den taxierenden Blick des Bürotigers vor, der diesmal gar nicht die Stimme heben, sondern nur kennerisch gucken müsste, um seinen Untergebenen zu verunsichern. Aber das ist eben nur eine Seite der nackten Medaille. Niemand hat an die armen Chefs gedacht. Und sie schon gar nicht nach ihren Ängsten gefragt. Ist es aber nicht denkbar, dass es dem großen Zampano noch viel peinlicher sein könnte, würde seine ganze Herrlichkeit an körperlicher Verfassung gemessen?
Als junger Mann habe ich in Momenten, da mir Menschen ihre Macht demonstrieren wollten, Trost und diebisches Vergnügen darin gefunden, mir sadistische Turnlehrer und Unterfeldwebel splitternackt vorzustellen. Schon schrumpften die dicksten Maxen zu den kleinen Moritzen, die sie in Wirklichkeit auch waren.
Für die Sauna aber gibt es nur einen Rat: Man genießt sie am besten im ursprünglichen, gar nicht zweideutigen Sinne: als reines Vergnügen.