Janusz-Korczak-Schule Halle Janusz-Korczak-Schule Halle: Täglichen Ausgleich schaffen
Halle/MZ. - "Unsere Schüler bekommen viel, viel Lob", sagt Raik Sponfeldner. Der kommissarische Schulleiter der Janusz-Korczak-Schule, die in Halle-Silberhöhe liegt, will, dass seine Schützlinge täglich motiviert sind. Mit Grund.
"Die Schüler, die bei uns sind, kennen aus der Vergangenheit kaum Erfolge, sie hatten kaum die Möglichkeit, sich zu bewähren." Tadel, Schulverweise, der Ausschluss von Aktivitäten - an Regelschulen sei das oft der Alltag für diese so genannten "schwierigen" Schüler gewesen. An der Korczak-Schule beweisen 30 Lehrer und pädagogische Mitarbeiter, dass es auch anders geht.
Die kleine Schule ist eine Förderschule für Ausgleichsklassen. Dort lernen derzeit 77 Schüler mit Verhaltensstörungen. "Das heißt, dass sie Probleme im sozialen und im emotionalen Bereich haben", so Sponfeldner. So sind hier zum Beispiel Kinder, die mit ihren Aggressionen nicht umgehen können, genauso wie Kinder, die sich in sich selbst zurück gezogen haben. Dazu kommen oft weitere Defizite der Schüler, etwa Lernbehinderungen. Den Begriff Ausgleichsklassen erklärt Sponfeldner folgendermaßen: "Unser Ziel ist es, Verhaltensauffälligkeiten auszugleichen und die Schüler an Regelschulen zurückzuführen."
Auf diesem Weg tut das Lehrerkollegium alles, was den Schülern förderlich ist. Oftmals kommen diese aus sozial schwachen Familien, freuen sich über Zuwendung und Freizeitangebote. Ein Förderverein, in dem Lehrer und auch Eltern zusammen arbeiten, hilft dabei.
Eine Fußballmannschaft wurde gegründet, die erfolgreich in Turnieren gegen andere hallesche Schulen antritt. Wer will, kann auch in einer Band spielen oder sich zum Mediator, also Streitschlichter, ausbilden lassen. Wichtig ist auch die neue Fahrradwerkstatt, in der natürlich auch etliche Fahrräder stehen. "Nicht alle Kinder haben ein eigenes Fahrrad, nicht alle haben zu Hause gelernt, Fahrrad zu fahren", erklärt Sponfeldner.
Zu Hause, das ist für einige Schüler auch das Heim. Andere wiederum leben bei ihren Eltern, kommen aber jeden Tag von weit her. "52 Prozent unserer Schüler kommen nicht aus Halle, sondern etwa aus dem Saalkreis, dem Kreis Merseburg-Querfurt oder dem Burgenlandkreis", so Sponfeldner. Denn die Korczak-Schule ist mit der Christian-Gotthilf-Salzmann-Schule in Halle-Neustadt in der Region "zwischen Bernburg und Zeitz" die einzige, die es gibt.
Die Förderung an der Schule hat Erfolg. Ein Erfolg, der nicht immer in Noten gemessen werden kann. "Wir haben auch Schulverweigerer hier. Und wenn ein Schüler vorher anderthalb Jahre überhaupt nicht zur Schule gegangen ist und dann bei uns im Jahr nur zehn Fehltage hat, dann haben wir etwas erreicht", sagt Ludger Thieler, stellvertretender Schulleiter. Auch darauf, dass 95 Prozent aller Schüler, die an der Korczak-Schule bleiben und nicht an eine Regelschule zurückkehren, einen Haupt- oder Realschulabschluss erreichen, ist das Kollegium stolz.
In diesem Schuljahr hat die Schule außerdem etwas zu feiern: Seit 30 Jahren trägt sie den Namen des polnischen Arztes und Pädagogen Janusz Korczak. In Projekten sollen die Kinder sich unter anderem mit dem Leben des Waisenhaus-Gründers beschäftigen, der 1942 gemeinsam mit diesen Kindern im Konzentrationslager Treblinka ermordet wurde.
Anlässlich des Jahrestags studieren die Schüler auch erstmals ein richtiges Theaterstück mit einer Theaterpädagogin ein. Die Premiere soll im Juli 2007 sein. Dann wird auch ein großes Fest gefeiert. Wünsche bleiben dennoch offen: "Unsere Schulband braucht eine Verstärkeranlage. Auch Mikrofone haben wir nicht", merkt Sponfelder an. Einem richtigen Konzert würde dann nichts mehr im Wege stehen.
Die Schule im Internet finden Sie unter dem Link.